Antichrist

DK/DE/FR/SE/IT/PL 2009, 108 min, DCP, O/d-f, ab 16 Jahren
Regie: Lars von Trier
Darst.: Charlotte Gainsbourg, Willem Dafoe, Storm Acheche Sahlstrøm u.a.

Ein namenloses Paar hat in einer Winternacht Sex im Badezimmer und wird dabei heimlich von seinem kleinen Sohn beobachtet. Das Kind klettert daraufhin aufs Fenstersims, verliert das Gleichgewicht und stürzt durch das offene Fenster in den Tod. Der Mann, von Beruf Psychologe, versucht, das durch den Kindstod bei seiner Frau ausgelöste Trauma zu therapieren, doch ohne Erfolg. Um gemeinsam zu trauern, ziehen sich die beiden in eine Hütte im Wald zurück. Doch statt sich zu verbessern, eskaliert die Situation. Lars von Triers erste Zusammenarbeit mit Charlotte Gainsbourg, der «Melancholia» und «Nymphomaniac» folgten, entstand aus einer Depression des Regisseurs. Der Film ist Andrei Tarkowski gewidmet; er verbindet Bergmansche Zerquältheit mit extremen, an Horrorfilme gemahnende Schockszenen. Bei der Weltpremiere 2009 in Cannes wurde «Antichrist» von den einen als blutrünstiger Brutalo geschmäht, von den anderen als Meisterwerk gefeiert – auf jeden Fall ist Charlotte Gainsbourg hier in ihrer wohl extremsten Rolle zu bewundern. Christoph Egger schreibt in der NZZ: «‹Antichrist› hat beim zweiten Sehen nicht mehr viel von einem Skandalfilm an sich. Gewiss, die Zumutungen, die Bilder von sexueller Pein und Selbstverstümmelung, sind noch da, aber ihre Schockwirkung haben sie zu einem guten Teil eingebüsst. Nicht aber ihre enorme bildliche Kraft. Die Provokation wäre somit dort angekommen, wo sie hingehört: auf der künstlerisch-gestalterischen Ebene, vielleicht sogar auf der gedanklichen. (…) Das Perfide an ‹Antichrist› ist natürlich, wie Trier seine Protagonistin hier erst Forschungen zu Hexenverfolgungen anstellen lässt, um ihr zuletzt dasselbe Ende bereitzuhalten. In der Logik des Films ist es freilich die einzig mögliche Weise für den Mann, dieser nach seinem Leben trachtenden Furie zu entgehen. (…) Und wenn die Frau, die grandiose, furchterregende Charlotte Gainsbourg, ihm zuvor den Unterschenkel durchlöchert, dann mögen auch derlei Schockeffekte und Spielereien dem Format dieses ausserordentlichen Films nicht wirklich etwas anzuhaben, in dem Lars von Trier seine beiden verlorenen Menschen unter dem Sternbild von Schmerz, Trauer und Verzweiflung schonungslos die fürchterlichsten Qualen erdulden lässt (…) – und immerhin im Trost der Kunst aufhebt.»