
Careless Crime
Regie: Shahram Mokri
Darst.: Babak Karimi, Razie Mansori, Abolfazl Kahani, Mohammad Sareban, Adel Yaraghi, Mahmoud Behraznia, Behzad Dorani u.a.
In den späten 1970er-Jahren, im Vorfeld der islamischen Revolution, die zum Sturz des Schahs führte, kam es im Iran zu einer Serie von Brandanschlägen in Kinos. Was als Akt des Protests gegen die westliche Welt gedacht war, endete am 19. August 1978 im Kino Rex in der südwestiranischen Stadt Abadan in einer Tragödie: 478 Menschen kamen in den Flammen um. Mehr als vierzig Jahre später, im Jahr 2020, plant eine radikale, aber eher unbedarfte Gruppe von vier Männern eine ähnliche Aktion, wobei das Publikum kurz vor Filmbeginn gewarnt werden soll. Parallel zum Erzählstrang der Gegenwart werden Ausschnitte aus einem Film namens «Careless Crime» eingeblendet, der am Abend des Attentats im Kino gezeigt wird. Darin strandet eine Gruppe Soldaten in der Wüste und entdeckt eine halb ausgegrabene, aber noch nicht explodierte Rakete. Während sie auf die Lieferung eines Ersatzreifens für ihren Jeep warten, beschliessen sie kurzerhand, den gefährlichen Ort zu verlassen und mit einem Mann in die Berge zu fahren, der zwei jungen Frauen einen Generator bringt für eine Open-Air-Vorführung von «The Deer». Es ist jener Film, der am verhängnisvollen Tag im Kino Rex in Abadan gezeigt wurde. Der 44-jährige Iraner Shahram Mokri hat sich mit seinen aus verschiedenen Perspektiven kunstvoll erzählten One-Take-Filmen «Fish & Cat» (2013) und «Invasion» (2018) einen Namen als einer der spannendsten Regisseure der Gegenwart gemacht. «Careless Crime» reflektiert in einer gelungenen Mischung aus magischem Realismus und absurder Komödie über die Beziehung von Geschichte und Film und dass Letzterer die Freiheit hat, die Ereignisse der Vergangenheit zu verändern. Es sollen, so Mokri, keine historischen Ereignisse nachgestellt werden, «Careless Crime» handle vielmehr vom Kino selbst. Rouven Linnarz schreibt auf film-rezensionen.de: «Hinter Mokris knappen Ausführungen zu seinem Werk verbirgt sich ein hochinteressantes narratives Konzept, bei dem es weniger um eine lineare Abfolge von Ereignissen geht oder um eine blosse Nacherzählung, sondern um den Versuch, mit den Mitteln des Films das Ereignis zu erfassen, für was es steht und wie man mit ihm umgehen kann.»