
Fabian oder Der Gang vor die Hunde
Regie: Dominik Graf
Darst.: Tom Schilling, Saskia Rosendahl, Albrecht Schuch, Meret Becker, Michael Wittenborn, Petra Kalkutschke, Elmar Gutmann, Aljoscha Stadelmann u.a.
Berlin während der Weltwirtschaftskrise, Anfang der 1930er-Jahre: Der promovierte Germanist Jakob Fabian arbeitet als Werbetexter für eine Zigarettenfabrik. Nachts zieht er mit seinem besten Freund, dem Kommunisten und Millionärssohn Stephan Labude, durch Kneipen, Bordelle und Cabarets. Im Gegensatz zum Polit-Aktivisten Labude, der für eine gerechtere Gesellschaft kämpft, ist Fabian ein distanzierter Beobachter. Bei ihren Streifzügen lernt Fabian die selbstbewusste Cornelia kennen, die als Juristin für eine Filmproduktionsfirma arbeitet. Obwohl Cornelia mit Männern eigentlich abgeschlossen hat, bahnt sich eine Romanze an. Als Fabian seinen Job verliert, verheimlicht er seine Arbeitslosigkeit vor Cornelia. Diese lässt sich bald darauf aus Karrieregründen auf eine Liaison mit einem schmierigen Filmmogul ein. Basierend auf Erich Kästners 1931 erschienenen Roman «Fabian. Die Geschichte eines Moralisten», einem gnadenlosen Panoptikum der Berliner Künstlerszene, der auch Kästner angehörte, schafft Dominik Graf mit einem fiebrigen Tom Schilling in der Hauptrolle eine komplexe Liebesgeschichte in einer verrückten Zeit. Rüdiger Suchsland schreibt im Filmdienst: «Melancholie und Hedonismus, Glück und Verzweiflung vermischen sich zu einem bezaubernd-bittersüssen Porträt einer Epoche, die der Gegenwart ziemlich ähnlich sieht. ‹Fabian› ist ein trauriger und zugleich wunderschöner Film. (…) Vielleicht ist es Dominik Grafs grösste Kunst, Vergangenheit greifbar zu machen, als wäre sie gegenwärtig. (…) Nostalgie empfindet er höchstens für die Gegenwart, die wie von fern im Spiegel dieses Weimar-Films aufscheint. Grafs Wissen ist ein Wissen darum, dass auch die gegenwärtigste Erfahrung dereinst vom Wind der Geschichte verweht sein wird. Alles geht, wie es im Roman heisst, vor die Hunde. Am Ende sieht man ein Feuer. Ein Junge wärmt seine nassen Klamotten mit dem Heft, in dem Fabian seine Notizen festgehalten hat. Niemand ahnt in diesem Moment, dass wenig später nicht nur die Notizen eines Werbetexters verbrannt würden, sondern dass das Feuer ganze Bücher erfassen wird, Häuser, Menschen, ein Land und schliesslich ganz Europa.»