The Scent of Fear

CH 2021, 90 min, DCP, O/d-f, ab 12 Jahren
Regie: Mirjam von Arx
Mitw.: Evelyne Binsack, Peter Schneider, Lee Jae-Gyun, Ortwin Renn, Lutz Jäncke, Elisabeth Wehling, Thomas Bernauer, Joseph LeDoux, Ursula Galli u.a.

«Das Einzige, was wir zu fürchten haben, ist die Furcht selbst.» Das Zitat des US-amerikanischen Präsidenten Franklin D. Roosevelt war der Arbeitstitel des Dokumentarfilms von Mirjam von Arx, der der menschlichen Angst nachspürt. Denn alle haben Ängste, begründete oder irrationale. Der Titel «The Scent of Fear» bezieht sich auf ein Zitat der kanadischen Autorin Margaret Atwood: «Angst hat einen Geruch, wie die Liebe.» «Wie riecht die Angst?», fragt deshalb die Erzählerin, die von Schauspielerin Katja Riemann gesprochen wird. Und so macht sich Mirjam von Arx auf die Reise: In South Dakota haben sich Menschen aus Furcht vor der nahenden Endzeit in ehemalige Armeebunker zurückgezogen. In Südkorea lernen wir den jungen Mann Lee kennen, der Versagensängste in einer urbanen Gesellschaft hat, in der Gefühle keinen Platz haben. Lee besucht einen Kurs, in dem er seine eigene Beerdigung durchspielt. Und in Zürich erleben wir Menschen, die ihre Spinnenphobie zu überwinden versuchen. Ihren Ängsten und Grenzen setzt sich auch Evelyne Binsack aus. Die bekannte Extremsportlerin filmte sich während ihres Solotrecks in der Arktis. Die in der Ostschweiz aufgewachsene Mirjam von Arx («Freifall – Eine Liebesgeschichte», 2014) zeigt in ihrem ebenso unterhaltsamen wie erhellenden Film, wie in Wirtschaft und Politik das Geschäft mit der Angst blüht, und befasst sich mit dem aktuellen Forschungsstand der Wissenschaft zum Thema. Die Filmemacherin lässt Expertinnen und Experten der Neurowissenschaft, Psychologie und Linguistik zu Wort kommen. Für diese Interviews findet sie eine visuell überraschende Lösung. Sie setzt die Befragten in schwarzweiss animierte, virtuelle Räume, die der St.Galler Grafiker und Illustrator Nino Christen gezeichnet hat. So befindet sich etwa der bekannte Zürcher Psychoanalytiker und Satiriker Peter Schneider in einem Raum, in dem grossformatige Rorschachtest-Bilder an der Wand hängen und auf einem Tischchen eine Zigarre im Aschenbecher qualmt. Ein schönes Beispiel für den feinen Humor in diesem sehr sehenswerten Dokumentarfilm, von dem man nichts zu fürchten hat. Denn wie Mirjam von Arx sagt: «Angst ist ein Lebensretter.»

 

Die Premieren am 20. Mai finden in Anwesenheit der Regisseurin Mirjam von Arx und des Animationskünstlers Nino Christen statt.