Antoinette dans les Cévennes

FR/BE 2020, 97 min, DCP, F/d, ab 10 Jahren
Regie: Caroline Vignal
Darst.: Laure Calamy, Benjamin Lavernhe, Olivia Côte, Marc Fraize, Jean-Pierre Martins, Louise Vidal, Lucia Sanchez, Maxence Tual, Marie Rivière, Francois Caron u.a.

Die bezaubernde Antoinette, Lehrerin an einer Pariser Primarschule, hat eine Affäre mit Vladimir, dem Vater einer ihrer Schülerinnen. Die Sommerferien stehen vor der Tür und Antoinette freut sich auf unbeschwerte Tage mit ihrem verheirateten Liebhaber. Doch dieser eröffnet ihr, dass er bereits Urlaub gebucht hat: eine siebentägige Wanderung auf dem Stevensonweg in den Cevennen – mit Ehefrau und Tochter. Antoinette gibt sich nicht so schnell geschlagen und beschliesst, ebenfalls dorthin zu fahren. In einem Gasthaus mietet sie einen Esel und zieht mit dem eigensinnigen Tier namens Patrick los, in der Hoffnung, irgendwann Vladimir zu begegnen. Basierend auf Robert Louis Stevensons 1879 erschienenem Reisebericht «Travels with a Donkey in the Cévennes» hat Regisseurin und Drehbuchautorin Caroline Vignal den Plot in die Gegenwart verlegt. Vignal, die seit ihrem Erstling – der Coming-of-Age-Geschichte «Les autres filles» (2000) – keinen weiteren Kinofilm realisiert hat, schafft mit spielerischer Leichtigkeit ein so entschleunigtes wie charmantes Roadmovie voller Herzschmerz und Situationskomik. Dabei wird der beeindruckenden Hauptdarstellerin Laure Calamy, die man auch in Dominik Molls «Seules les bêtes» bewundern kann, von ihrem tierischen Partner Patrick beinahe die Show gestohlen. Neben der Tatsache, dass man im Film viel über die Eigenheiten der – alles andere als dummen – Esel erfährt, ist auch Stevensons Hintergrund erwähnenswert. Der schottische Schriftsteller, Autor von Klassikern wie «Die Schatzinsel» und «Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde», legte 1878 in Begleitung eines Esels einen 220 Kilometer langen Weg durch die Cevennen zurück, um so seine unglückliche Liebe zu der verheirateten Amerikanerin Fanny Osbourne zu verarbeiten. Mit dem Honorar seines Reiseberichts reiste er später in die USA, suchte Fanny Osbourne auf und konnte sie überzeugen, mit ihm zusammenzuleben. Bruno Deruisseau schreibt auf LesInrockuptibles: «Laure Calamy, witzig und berührend, brilliert in ihrer ersten Hauptrolle und schafft mit dieser Komödie – einer der besten des Jahres – und unterstützt von einem eigensinnigen Esel einen feministischen Neo-Western.»