Lacci

IT 2020, 100 min, DCP, I/d, ab 12 Jahren
Regie: Daniele Luchetti
Darst.: Alba Rohrwacher, Luigi Lo Cascio, Laura Morante, Silvio Orlando, Giovanna Mezzogiorno, Adriano Giannini, Linda Caridi, Giulia De Luca, Sveva Esposito u.a.

Neapel Anfang der 1980er-Jahre. Eben noch haben sie auf einer Party getanzt, die Kinder Anna und Sandro gebadet und mit einer Gutenachtgeschichte ins Bett gebracht, da erklärt Aldo seiner jungen Frau Vanda, dass er sie betrogen hat. Völlig konsterniert von diesem hilflosen Geständnis wirft Vanda ihn zunächst hinaus, pocht aber auf den Pakt, den sie mit der Ehe eingegangen sind, und hofft, dass er zurückkommt: «Es ist nicht nur eine Frage der Liebe, es ist eine Frage der Loyalität.» Aldo, ein erfolgreicher Radiomoderator mit eigener Literatursendung in Rom, kann sich lange nicht entscheiden, ob er mit seiner neuen Freundin Lidia ein neues Leben beginnen oder doch weiter für seine Familie da sein will. Dreissig Jahre später sind Vanda und Aldo noch immer verheiratet und es stellt sich die Frage: War es die richtige Entscheidung? Basierend auf dem gleichnamigen Roman von Domenico Starnone, der auch am Drehbuch mitwirkte, zeichnet Regisseur Daniele Luchetti das berührende Porträt einer Ehe in der Krise. Virtuos wechselt er die Zeitebenen und Perspektiven, blickt mal aus der Sicht der verbitterten Vanda, mal durch die selbstreflexiven Erklärungsversuche des verzweifelten Aldo, mal durch die verstörten Augen der hin- und hergerissenen Kinder auf die sich leise anbahnende Katastrophe – bis letztlich alles in Scherben liegt. Die titelgebenden Bande, die ein Paar, eine Familie zusammenhalten, sind – so Luchetti – hier keine zarten, von Liebe geprägten. Diese Lacci sind aus Stacheldraht: verletzend, aber nicht zu trennen. Lacci bedeutet aber auch schlicht: die Schnürsenkel. Als solche werden sie zum Knotenpunkt in diesem aufwühlenden Familiendrama. Dominik Kamalzadeh schreibt in Der Standard: «In den besten Momenten fühlt man sich hier an die schöne Tradition der ‹matrimonio all’italiana› erinnert. Alba Rohrwacher tritt mit trefflich überspannter Note in die Fussstapfen von Sophia Loren, wenn sie als von ihrem Mann betrogene Ehefrau um die Rettung ihrer Familie kämpft. (…) Luchetti will allerdings durchaus auf eine zeitgenössische Kritik eines traditionellen Eheverständnisses hinaus, in dem wider besseres Wissen an einem Rollenbild festgehalten wird, weil es die Konvention so erfordert.»