Coco Chanel & Igor Stravinsky

FR/JP/CH 2009, 114 min, DCP, F/d, ab 12 Jahren
Regie: Jan Kounen
Darst.: Anna Mouglalis, Mads Mikkelsen, Elena Morozova, Natacha Lindinger, Grigori Manoukov, Radivoje Bukvic, Nicolas Vaude, Anatole Taubman u.a.

Es beginnt mit einem Skandal: Am Pariser Théâtre des Champs-Élysées wird Igor Strawinskys Ballett «Le Sacre du printemps» uraufgeführt und provoziert beim bourgeoisen Publikum lautstarke Empörung. Am Ende rückt gar die Gendarmerie an. Zu modern, zu radikal ist die Komposition im Jahr 1913. Nur eine Frau in den hinteren Reihen findet Gefallen an der neuartigen Musik: Coco Chanel, die junge, aufstrebende Modemacherin. Sieben Jahre später lernt Chanel Strawinsky auf einer Party persönlich kennen. Die Anziehungskraft zwischen ihnen ist sofort spürbar. Sie hat es inzwischen geschafft, ist so wohlhabend wie mondän und für eine Frau ihrer Zeit in ökonomischer wie sexueller Hinsicht provokant ungebunden. Er lebt seit der Russischen Revolution in ärmlichen Verhältnissen als Flüchtling im Pariser Exil. Zögerlich, aber dankbar nimmt er ihr Angebot an, mit seiner Frau und den vier Kindern auf ihren Landsitz vor den Toren von Paris zu ziehen, um sich ohne Ablenkungen seiner Musik widmen zu können. Doch Chanels Beweggrund ist nicht Wohltätigkeit, sondern Begehren. Vor den Argusaugen von Strawinskys lungenkranker Frau bahnt sich zwischen der Modeschöpferin und dem Komponisten eine unaufhaltbare Affäre an, die sich nach und nach zu einem erotischen Machtspiel steigert. Beide waren Revolutionäre ihrer Zeit. Sie brachen mit Regeln und Konventionen und wurden zu Wegbereitern der Moderne. Dass Coco Chanel und Igor Strawinsky im Paris der 1920er-Jahre regen Kontakt pflegten, ist historisch belegt; dass sie auch eine Affäre hatten, wurde von engen Vertrauten bestätigt. Jan Kounen macht daraus ein fesselndes Drama um Kunst und Hingabe, Macht und Eifersucht, das von der ersten Minute an durch seine ausgefeilte Ästhetik besticht. Mit opulenten Bildern, einer überwältigenden Ausstattung und zwei herausragenden Hauptdarstellern lässt er die Atmosphäre der 1920er-Jahre aufleben. Fritz Göttler schreibt in der Süddeutschen Zeitung: «Anfangs sieht man Coco im berühmten verspiegelten Treppenhaus in ihrem Pariser Haus, das ihr Bild in vielfachen Facetten wiedergibt – Cocos Leben als Kaleidoskop. In ihrem Haus auf dem Lande findet sich neue Sachlichkeit inmitten wuchernder Natur. Das Leben wird streng gefasst, aber in den allgegenwärtigen Mäandermustern des Art Déco ist die impulsive erotische und emotionale Energie spürbar, das unerbittliche Schwarz-Weiss ist lebhafter als jede Farbigkeit.»