Kühe auf dem Dach

CH 2020, 82 min, DCP, I/Dialekt/d, ab 16 Jahren
Regie: Aldo Gugolz
Mitw.: Fabiano Rauber, Eva Clivio, Santino Rauber, Philippe
 Rauber, Dominik Studer, Martina Clivio, Fritz Abderhalden, Bruno Lukas u.a.

«Anche stanotte le mucche danzeranno sul tetto» (Auch heute Nacht tanzen die Kühe auf dem Dach), so der ursprüngliche Titel, schildert den harten Überlebenskampf von Fabiano Rauber, einem jungen Bergbauern, im Tessiner Valle di Vergeletto. Der Sohn von Hippie-Eltern, die in den 1970er-Jahren im entlegenen Bergtal ihren Aussteiger-Traum verwirklichten, versucht zusammen mit seiner schwangeren Freundin Eva auf der Alpe d’Arena die alpine Utopie vom autarken Leben weiterzuführen. Doch nicht nur die Schwierigkeit, in einer globalisierten Welt nach diesen Idealen zu leben, trübt das scheinbare Idyll, sondern vor allem der Tod eines Mazedoniers, der 2016 schwarz auf der Alp gearbeitet hatte. Der mysteriöse Tod von Nikola Hadziev beschäftigte 2016 und 2017 die Tessiner Öffentlichkeit stark, war häufig in den Medien und Thema einer TV-Dokumentation («Morte di un clandestino»). Im Gegensatz dazu fokussiert Aldo Gugolz nicht auf den Kriminalfall, sondern zeigt, wie die Verkettung unglücklicher Umstände das Leben eines idealistischen Mannes und seiner Familie aus der Bahn zu werfen droht. So wird «Kühe auf dem Dach» zum sozialkritischen Heimatfilm, überschattet von einem düsteren Alpenkrimi. Seine Premiere hatte die Dokumentation im April am Filmfestival Visions du Réel, das wegen des Lockdowns ausschliesslich online stattfand. Dort gewann er als innovativster Langfilm den Jurypreis des nationalen Wettbewerbs. Aldo Gugolz, der aus Luzern stammt, heute in Berlin lebt und 2017 mit «Rue de Blamage», einer Dokumentation über das Leben an einer lauten Luzerner Ausfallstrasse, bekannt wurde, sagt über seinen neuen Film: «Ich wollte vermitteln, was mit Fabiano geschieht, und den Betrachter das Unsichtbare fühlen lassen. Indem der Film Fabiano und Eva in der Hektik ihres komplizierten Alltags begleitet, erzählt er auch von den letzten Atemzügen einer ländlichen Welt, einer Region, die von einer mächtigen und wilden Natur beherrscht wird, die in den 70er-Jahren fast völlig verlassen war, bevor eine Generation junger Deutschschweizer Hippies dort eintraf, um neue Lebensweisen auszuprobieren.»