Die göttliche Ordnung

«Diese Gleichmacherei ist wider die Natur» wettert die arrogante Firmeninhaberin in der dörflichen Frauenrunde. Die Emanzipation sei ein Fluch und gegen die göttliche Ordnung. Es ist 1971 und Nora, junge Mutter von zwei Buben und mit Schreiner Hans verheiratet, kümmert sich aufopfernd um Haus, Kinder und Grossvater. Doch Nora will nicht mehr «nur putzen und Socken waschen», wie sie ihrem Mann sagt. Den Job im Reisebüro in Herisau kann sie allerdings nur mit Einwilligung von Hans annehmen, und er ist dagegen. Dies ist der Auslöser für Nora, sich mit ihren eingeschränkten Rechten und Freiheiten zu beschäftigen – und sich dagegen zu wehren. Als «Die göttliche Ordnung» im März 2017 ins Kino kam, war er gleich ein Publikums- und Kritikerliebling und auch international erfolgreich. Die Politkomödie von Drehbuchautorin und Regisseurin Petra Volpe beschreibt mit gepfefferter Ironie und einem Schuss Nostalgie die Zeit und das Milieu in der ländlichen Schweiz zu Beginn der 1970er-Jahre, vermeidet aber die Karikatur. Überhaupt gehören eine liebevolle Figurenzeichnung und witzige Dialoge zur Qualität des genau recherchierten Drehbuchs, das mit dem Schweizer Filmpreis ausgezeichnet wurde. «Es ist eigentlich ein trauriges Kapitel unserer Geschichte und man muss ernst nehmen, dass es derart lange dauerte, bis Frauen als mündige Bürgerinnen anerkannt wurden. Aber Humor ist auch eine Waffe. Damit lässt sich ein Publikum erreichen, das sonst womöglich nichts zu diesem Thema sehen möchte», sagte Petra Volpe zum Filmstart. Und sie lag richtig damit: «Die göttliche Ordnung» machte bislang knapp 360’000 Eintritte und ging für die Schweiz ins Oscar-Rennen. Gedreht wurde mehrheitlich im Appenzellerland. Hauptdrehort war Trogen, weitere Aufnahmen fanden in Herisau, Heiden, Rehetobel und Flawil statt. Das Appenzellerland habe man vor allem aus visuellen Gründen gewählt, sagt Petra Volpe, als Metapher dafür, wie die Schweiz und nicht nur explizit das Appenzellerland damals tickten. In einer Reihe zum Schweizer Frauenstimmrecht darf dieser junge Klassiker des Schweizer Films natürlich nicht fehlen.