There Is No Evil (Sheytan vojud nadarad)

DE/IR/CZ 2020, 151 min, DCP, Farsi/d-f, ab 16 Jahren
Regie: Mohammad Rasoulof
Darst.: Baran Rasoulof, Mahtab Servati, Ehsan Mirhosseini, Shahi Jila, Mohammad Valizadegan, Darya Moghbeli, Salar Khamseh, Mohammad Seddighimehr u.a.

Ein liebevoller Familienvater auf seiner täglichen Route durch Teheran. Nach der Nachtschicht holt er seine Frau von der Arbeit ab, die kleine Tochter von der Schule, sie gehen die hilfsbedürftige Grossmutter besuchen. Ein junger Rekrut in der Nacht vor seinem ersten Tötungsbefehl; seine Gewissensbisse verstricken ihn und die Kameraden in eine moralische Diskussion. Ein anderer junger Soldat unternimmt einen Kurztrip in die Provinz, wo er um die Hand seiner Freundin anhalten möchte. Die Trauer um einen befreundeten Dissidenten, der vom Regime hingerichtet wurde, überschattet jedoch das Wiedersehen. Zuletzt ein Arzt, der nicht praktizieren darf und zurückgezogen in den Bergen lebt. Als seine in Hamburg lebende Nichte bei ihm zu Besuch ist, offenbart er ihr ein Familiengeheimnis. Vier unabhängig voneinander erzählte Episoden verdichten sich im neuesten Werk des iranischen Regisseurs Mohammad Rasoulof («Manuscripts Don’t Burn», «A Man of Integrity») zu einer so bild- wie wortgewaltigen Meditation über Moral, Schuld und Zivilcourage. Es sind Variationen über die Frage, welchen Preis das Individuum unter einem totalitären Regime für den persönlichen Frieden – und ein reines Gewissen – zu zahlen bereit ist. Wie bewältigt ein Mann, der beruflich per Knopfdruck Menschen exekutiert, seinen Alltag? Sind drei Tage Freigang ein Menschenleben wert? Gehorsamsverweigerung ein Berufsverbot? Nur lose verknüpft Rasoulof in seinem diesjährigen Berlinale-Gewinner die Schicksale seiner Figuren – und doch sind sie auf unerschütterliche und tragische Art miteinander verbunden. Daniel Kothenschulte schreibt in der Frankfurter Rundschau: «Ein Monument der Dissidenz! Wie so oft in der speziellen, indirekten Erzählkultur des iranischen Films betritt dieser ungeheuerlich kraftvolle Film zugleich noch eine übergeordnete allgemeinere Ebene: Rasoulof, der in seinem Heimatland verurteilte Filmemacher, hat ein Meisterwerk über den zivilen Ungehorsam in einer Diktatur gedreht. Noch nie ist einer seiner Filme im eigenen Land gelaufen, vor diesem hier muss sich das Regime besonders fürchten.»