Ein Abend mit Fredi M. Murer

Wir freuen uns riesig, Fredi Murer anlässlich der Retrospektive zu seinem 80. Geburtstag im Oktober bei uns im Kinok begrüssen zu dürfen. Bereits im April 2019, als wir den Schweizer Weltklasseschauspieler Bruno Ganz mit einer Filmreihe ehrten, schrieb er für uns einen wunderbaren, persönlichen Text über seinen kurz zuvor verstorbenen Freund und Weggefährten. Mit Bruno Ganz als gütigem Grossvater des Wunderkindes Vitus hatte Fredi Murer 2006 seinen gleichnamigen Film realisiert, der zu seinem mit Abstand kommerziell erfolgreichsten wurde. «‹Vitus› ist meine Altersvorsorge, mit diesem Film habe ich richtig Geld verdient», erzählte Fredi Murer im Sommer vergangenen Jahres, als ihn das Filmfestival Locarno mit einem Preis für sein Lebenswerk ehrte. Ohne Bitterkeit, sondern mit der ihm eigenen Heiterkeit, stellte er klar: «Für mich ist die Filmerei eine abgeschlossene Sache. Ich bin froh, dass ich nicht aus ökonomischen Gründen darauf angewiesen bin, weiterhin Filme zu drehen.» Ein halbes Jahrhundert umfasst die Karriere des 1940 in Beckenried/NW geborenen und ab 1946 in Altdorf/UR aufgewachsenen Filmemachers – wie er sich auf seiner Visitenkarte bezeichnet. Murer hat sich für sein Werk viel Zeit gelassen: Das Gesamtwerk an langen Kinofilmen umfasst gerade einmal fünf Spiel- und zwei Dokumentarfilme, daneben aber eine ganze Reihe kurzer, mittellanger und überlanger Experimentalfilme, mit denen er sich in den 1960er-Jahren einen Namen als junger Wilder machte und von denen einige, wie etwa der 1966 entstandene «Chicorée», bis heute Kultstatus geniessen. Dabei ist Murer von seinen frühen Werken bis zu «Vitus» und «Liebe und Zufall» – seinem letzten aus dem Jahr 2014 – einen weiten Weg gegangen. Und er hat mit mindestens drei Filmen, die zum Besten gehören, was der Schweizer Film hervorbrachte, Geschichte geschrieben: «Wir Bergler in den Bergen sind eigentlich nicht schuld, dass wir da sind» (1974), «Grauzone» (1979) und «Höhenfeuer» (1985). Es ist uns eine grosse Freude, den Schöpfer dieser Meisterwerke bei uns zu begrüssen und von ihm, dem begnadeten Erzähler und Bilderzauberer, etwas von seinen Visionen, Träumen und Erfahrungen zu hören.

 

Andreas Stock unterhält sich mit Fredi M. Murer über sein Werk.

Eintritt frei. Nach dem Gespräch sind alle Besucher zum Apéro eingeladen.