Papicha

FR/DZ/BE/QA 2019, 105 min, DCP, O/d-f, ab 12 Jahren
Regie: Mounia Meddour
Darst.: Lyna Khoudri, Shirine Boutella, Amira Hilda Douaouda, Zahra Doumandji, Meryem Medjkane, Nadia Kaci u.a.

Algerien in den 1990er-Jahren. Islamistische Fanatiker gewinnen immer mehr Einfluss in der Gesellschaft des nordafrikanischen Landes. Mit Terror und Einschüchterung versuchen sie, den Menschen ihre reaktionären Vorstellungen des Zusammenlebens aufzuzwingen, und nehmen dabei besonders die Frauen ins Visier. Vor diesem historischen Hintergrund entwickelt sich der Erstling der jungen algerischen Regisseurin Mounia Meddour, der 2019 in Cannes in der Sektion Un certain regard begeisterte. Im Zentrum stehen die beiden 18-jährigen Studentinnen Nedjma – von ihren Freundinnen «Papicha» (schöne junge Frau) genannt – und Wassila, die an der Universität der Hauptstadt Algier Französisch und Design studieren. Die beiden leben zusammen mit Hunderten weiteren Studentinnen im streng bewachten Wohnheim auf dem Campus. Nachts schleichen sich Papicha und Wassila gelegentlich aus diesem Frauengefängnis und besuchen eine der wenigen Discos der Stadt, die es in diesem ständig repressiver werdenden Klima noch gibt. Hier versuchen sie ein Netzwerk zu knüpfen, um ihrem grossen Traum näherzukommen: eine Modenschau mit von ihnen selbst designten Kleidern zu organisieren … Lee Marshall schreibt auf screendaily.com: «Dass hier ein bürgerliches Mädchen mit viel Bargeld die Heldin ist, sollte niemanden aufregen. Denn was zählt, ist die riesige Wut einer jungen Frau darüber, wie das Land, das sie liebt, von bigotten Idioten zerstört wird. (…) Die starke Handkamera, die sich häufig auf die Gesichter und Körper der Heldin und ihrer Mitstreiterinnen konzentriert, vermittelt eindrücklich, wie wenig Handlungsspielraum diese aufstrebenden Hochschulabsolventinnen haben. (…) Und in der erfinderischen, gezielten Art und Weise, wie hier Kleidung und Textilien als Metaphern sowohl für weibliche Zwänge als auch für weiblichen Trotz verwendet werden, liegt der grösste Reiz von ‹Papicha›. Der Anblick von Nedjma mit Stecknadeln im Mund, die einen ‹Haik› (das traditionelle Maghrebi-Frauengewand) in ein verführerisches Ballkleid verwandelt, ist das vielleicht aussagekräftigste Bild dieses lebhaften Films, der sich für nichts entschuldigt.»