
Seberg
Regie: Benedict Andrews
Darst.: Kristen Stewart, Yvan Attal, Gabriel Sky, Jack O’Connell, Margaret Qualley, Colm Meaney, Vince Vaughn, Stephen Root, Anthony Mackie, Victoria Barabas u.a.
Jean Seberg erlangte 1959 durch ihre Hauptrolle in Jean-Luc Godards bahnbrechendem Gangsterfilm «À bout de souffle» Weltruhm und wurde zur Ikone der Nouvelle Vague. Bereits 1958 hatte die blonde Amerikanerin mit dem kecken Kurzhaarschnitt in Otto Premingers kühner filmischer Adaption von Françoise Sagans Erfolgsroman «Bonjour tristesse» brilliert, einem Werk, das als Vorläufer der Nouvelle Vague gilt. In Premingers 1957 entstandenem Historiendrama «Saint Joan – Die heilige Johanna» gab Seberg im Alter von 18 Jahren auch ihr Filmdebüt als französische Nationalheilige Jeanne d’Arc. Mit dem Dreh der Scheiterhaufenszene, bei der die Flammen die junge Frau erfassten und schwer verletzten, beginnt «Seberg». Das Trauma, das sie dabei erlitt, und ihre Schreie bilden den Auftakt zu einem thrillerhaften Film über das Leben einer kämpferischen Frau – ein Leben, das voller Brüche und Verletzungen war und mit 40 Jahren jäh endete. Dem australischen Theater- und Filmregisseur Benedict Andrews ging es in «Seberg» allerdings nicht um ein umfassendes Biopic einer grossen Künstlerin, vielmehr fokussierte er auf die Jahre 1968 bis 1971. Seberg, die damals in zweiter Ehe mit dem französischen Schriftsteller Romain Gary verheiratet war, kehrte 1968 für längere Zeit in die USA zurück, weil sie in Hollywood wieder Fuss fassen wollte. Aus ihren Sympathien für die schwarze Bürgerrechtsbewegung hatte sie schon zuvor keinen Hehl gemacht. Als sie eine Affäre mit dem verheirateten Black-Panther-Aktivisten Hakim Jamal einging, geriet sie ins Visier des FBI. Mit einem Überwachungsprogramm und einer Schmutzkampagne, bei der der Jungagent Jack Solomon gezielt in ihr Privatleben eindringen und sie in der Öffentlichkeit diskreditieren sollte, ging das FBI daran, sie zu zerstören. Kristen Stewart überzeugt gerade deshalb, wie Thomas Schultze in Blickpunkt:Film schreibt, «weil es ihr gelingt, die Figur zu verinnerlichen, aber auf so faszinierende Weise, dass sie dabei doch immer Kristen Stewart bleiben kann: Ihr Spiel ist es, woran man sich in ‹Seberg› erinnert. Sie macht ‹Seberg› zu einem Film aus dem Hier und Jetzt.»