Un divan à Tunis

FR/TN 2019, 88 min, DCP, O/d, ab 10 Jahren
Regie: Manele Labidi
Darst.: Golshifteh Farahani, Majd Mastoura, Aïsha Ben Miled, Feriel Chamari, Hichem Yacoubi, Najoua Zouhair, Jamel Sassi, Ramla Ayari, Moncef Ajengui, Zied Mekki u.a.

Nach dem Sturz des tunesischen Diktators Ben Ali will auch die 35-jährige Psychoanalytikerin Selma die Chance eines Neubeginns wahrnehmen und kehrt aus Paris in ihre Heimat zurück, mit dem verwegenen Plan, in Tunis eine Praxis zu eröffnen. Wie vorauszusehen war, stösst das Vorhaben der selbstbewussten jungen Frau erst einmal auf Skepsis und Widerstand. Gleichzeitig ist das Redebedürfnis der seit der Revolution zutiefst verunsicherten Tunesierinnen und Tunesier enorm, denn das Land ist gerade dabei, sich politisch und gesellschaftlich neu zu erfinden. Bald bevölkert eine bunte Palette von Hilfesuchenden Selmas Praxis, doch mit der fehlenden behördlichen Zulassung ist ihre Arbeit ernsthaft bedroht. «Un divan à Tunis» ist das Spielfilmdebüt der 38-jährigen französisch-tunesischen Regisseurin und Drehbuchautorin Manele Labidi, die an der «La Fémis» in Paris studierte, einer der renommiertesten Filmschulen weltweit. International startet der Film unter dem Titel «Arabic Blues», in der Schweiz mit dem französischen Originaltitel, in Anlehnung an Chantal Akermans charmante Liebeskomödie «Un divan à New York» mit Juliette Binoche und William Hurt. Mit der 1983 in Teheran geborenen und seit 2009 in Paris lebenden Golshifteh Farahani – die in unserem Openair eben in «Paterson» zu sehen war – ist die Hauptrolle ideal besetzt. Die charismatische und vielseitige Schauspielerin, die längst zum internationalen Star geworden ist («Body of Lies»), kennt das Leben in zwei Kulturkreisen aus eigener Erfahrung und brilliert in «Un divan à Tunis» im Komödienfach. Majd Mastoura, hier in der Rolle des Polizisten Naïm, gewann 2016 an der Berlinale den Silbernen Bären als Bester Darsteller für «Hedi». Thomas Volkmann schreibt auf programmkino.de: «Selma ist mit ihrer selbstbewussten, einem freiheitlich-westlichen Lebensstil zugewandten Art und vor allem dem offenen Ohr für die Alltagssorgen ihrer Klienten eine Hoffnungsträgerin für bessere Zeiten. Manele Labidi ist ein humorvolles und unterhaltsames Porträt der aktuellen Stimmung in Tunesien gelungen, nach dem Vorbild italienischer Komödien aus den 1960er- und 1970er-Jahren.»