Ly-Ling und Herr Urgesi

CH 2019, 81 min, DCP, Dialekt/I/d
Regie: Giancarlo Moos
Mitw.: Ly-Ling Vilaysane, Cosimo Urgesi u.a.

Cosimo Urgesi kam 1967 als ausgebildeter Feinmass-Schneider in die Schweiz. Er hatte in einem der sehr angesehenen Schneiderbetriebe von Ceglie Messapica in Apulien seine Handwerkskunst erlernt und danach in Mailand gearbeitet. In der Schweiz war er viele Berufsjahre bei führenden Ateliers in St.Gallen tätig, u.a. bei Ciciriello und bei Kotschi. 1997 machte sich Cosimo Urgesi selbständig. Seine Profession übt er mit einem immensen Berufsstolz aus. Die Eltern von Ly-Ling Vilaysane flüchteten 1979 als Boat People aus Laos in die Schweiz; hier ist Ly-Ling geboren und fand mit ihrer Familie in Steinegg bei Appenzell eine neue Heimat. Nach der Schulzeit liess sich Ly-Ling in Paris zur Modedesignerin ausbilden. Für ihre Kreationen gewann sie diverse Preise; seit über zehn Jahren hat sie ein eigenes Label: «Aéthérée». Um sich auf dem Gebiet der Anzugsschneiderei weiterzubilden, tat sie sich mit Cosimo Urgesi zusammen, der in ihr Atelier an der St.Galler Bahnhofstrasse zog. Dort begleitete der Zürcher Regisseur Giancarlo Moos (*1972) die beiden mit der Kamera. Herausgekommen ist eine bisweilen sehr witzige dokumentarische Culture-Clash-«Komödie» über den Zusammenprall nicht nur zweier Generationen, sondern zweier Menschen, die ihr Metier sehr unterschiedlich verstehen: Während Herr Urgesi seit Jahrzehnten nach unverrückbaren Regeln arbeitet, möchte Ly-Ling immer wieder Neues ausprobieren. Giancarlo Moos’ Kinofilmdebüt hatte seine Weltpremiere 2019 an den Solothurner Filmtagen, war für den Prix du Public nominiert und sorgte beim Publikum für viel Heiterkeit. Andreas Kneubühler schrieb im Kulturmagazin Saiten: «Urgesi sieht sich als letzten Vertreter eines aussterbenden Handwerks. Seine Stiche mit Nadel und Fingerhut sind bewundernswert flink (…). Einmal sieht man beide beim Nähen: Urgesi ist etwa siebenmal schneller. Alles was er kann, hat er mit viel Einsatz und wohl auch unter Entbehrungen gelernt. Für ihn sind die Rollen deshalb klar verteilt: Er ist ein Meister seines Fachs, Ly-Ling Vilaysane die Schülerin. Aus diesen unvereinbaren Erwartungen bezieht der Film seine Spannung.»