Fiancées

CH 2019, 80 min, DCP, Ar/d-f, ab 14 Jahren
Regie: Julia Bünter
Mitw.: Batool & Bassam, Marize & Ramy, Randa & Abdelrahman

Randa sortiert ihre Habseligkeiten, bereit, das Elternhaus zu verlassen, zu heiraten und ihre eigene Familie zu gründen. Wenig später sieht man sie im Gespräch mit älteren Frauen, gestrengen Hüterinnen der Tradition, die sie über ihre Pflichten als Ehefrau instruieren. Diese kollidieren mit Randas Forderung nach Gleichstellung der Geschlechter, denn obwohl sie und ihr Verlobter Abdelrahman einen traditionell muslimischen Hintergrund haben, streben beide nach mehr Freiheit im Alltag. Eine freiere Beziehung scheinen die beiden angehenden Schauspieler Batool und Bassam zu leben. Doch je näher die bevorstehende Eheschliessung rückt, desto mehr muss die freiheitsliebende Batool erkennen, dass sie sich den damit verbundenen Zwängen kaum entziehen kann. Marize und Ramy stammen aus wohlhabenden christlichen Familien, nach der Heirat wollen sie ihre Sexualität geniessen und verhüten, doch der Arzt, bei dem sie sich die Pille verschreiben lassen wollen, rät davon ab. In «Fiancées» begleitet Julia Bünter drei Paare während ihren Heiratsvorbereitungen und konzentriert sich dabei vor allem auf die Situation der Frauen. Die Regisseurin skizziert ein Porträt des gehobenen Mittelstands in Kairo und zeigt, wie die jungen Paare, hin- und hergerissen zwischen Tradition und dem Wunsch nach individueller Freiheit, einem ungeheuren Druck durch die Gesellschaft ausgesetzt sind. «Fiancées» ist der erste lange Dokumentarfilm der 1990 in Genf geborenen Regisseurin, die an der ECAL in Lausanne Film studierte und drei Jahre in Kairo lebte. «Die sozialen Zwänge und deren innewohnende Gewalt für den Einzelnen sind hart», sagt Julia Bünter. «Auch in der Schweiz besteht ein heiratsbedingter sozialer Druck, in Ägypten ist er einfach auffälliger. (…) Und auch wenn diese jungen Paare die Institution der Ehe (noch) nicht in Frage stellen, gibt es doch Zweifel und Forderungen, und genau diese Fragen interessieren mich. Ich wollte einen Film, der dicht, intensiv und leicht zugleich ist, genau wie Kairo und meine Figuren. Indem er die intimen und aufrichtigen Stimmen der Protagonistinnen freisetzt, lässt uns der Film in die Sehnsüchte und Ängste der heutigen ägyptischen Jugend eintauchen.»

 

Weitere Vorstellungen im August.