L’Île aux oiseaux

CH 2020, 61 min, DCP, F/d, ab 16 Jahren
Regie: Maya Kosa, Sergio da Costa
Darst.: Antonin Ivanidze, Paul Sauteur, Emilie Bréthaut u.a.

Nach längerer Krankheit und Isolation nimmt Antonin seine Arbeit im ornithologischen Zentrum Genthod nahe des Genfer Flughafens auf. Der Arbeitsbereich des jungen Mannes, der immer noch mit Erschöpfungszuständen zu kämpfen hat, ist die Pflege und Zucht der Ratten und Mäuse, die den eingelieferten verletzten Greifvögeln als Futter verabreicht werden. Die Arbeitskolleginnen und -kollegen lassen Antonin viel Zeit, denn sie wissen, dass er genauso Schutz braucht wie die gefiederten Patienten. Unter den Vögeln gibt es viele mit sehr schweren Verletzungen, einige leiden unter Schock. Sie benötigen die ganze Hingabe der Tierärztin und der Pflegerin – und bekommen sie auch. Vom Getöse des nahegelegenen Flughafens lassen sie sich nicht aus der Ruhe bringen. Tagebuchartig berichtet Antonin, der von einem Kollegen der Regisseure gespielt wird, als Erzähler im Off über die Station. In einer literarischen Sprache erklärt er die Arbeitsabläufe und berichtet von den Schicksalen der Uhus, Singvögel und Schwäne. Das Westschweizer Regieduo Maya Kosa und Sergio da Costa (*1985 und 1984) absolvierte seine Ausbildung an der Genfer Filmschule HEAD und schaffte es bereits mit dem ersten gemeinsamen Langfilm «Rio Corgo» (2016) ins Forum der Berlinale. Wie in jenem dokumentarischen Roadmovie, das von einem vagabundierenden Musiker in einem abgelegenen nordportugiesischen Dorf erzählt, lassen die beiden auch hier dokumentarische Beobachtung und fiktionalisiertes Geschehen fliessend ineinander übergehen. So wird «L’Île aux oiseaux» trotz bisweilen bewusst stilisierter Künstlichkeit zu einer warmherzigen, poetischen Geschichte über einen wundersamen Ort, an dem Tiere und Menschen in Not gerettet werden. Daniela Persico schreibt im Katalog des Filmfestivals Locarno, wo «L’Île aux oiseaux» 2019 in der Sektion Cineasti del presente seine Weltpremiere erlebte: «Die Greifvögel werden hier zum Emblem des Fremden, zum Gleichnis über unsere Zeit, erzählt mit Bildern, die so klar und wesentlich sind wie das Geheimnis, das sie bewahren.»