Berlin Alexanderplatz
Regie: Burhan Qurbani
Darst.: Welket Bungué, Albrecht Schuch, Jella Haase, Joachim Król, Nils Verkooijen, Annabelle Mandeng, Lena Schmidtke, Faris Saleh, Lukhanyo Bele u.a.
Francis aus Guinea Bissau ist der einzige Überlebende eines Flüchtlingsbootes, das bei der Überfahrt nach Europa kenterte; seine Partnerin Ida ist durch seine Schuld ertrunken. Er schlägt sich nach Deutschland durch und schwört, ein anständiger Mensch zu werden. Doch in einem Berliner Asylantenheim ist das nicht so einfach, wenn nicht gar ein Ding der Unmöglichkeit. Zwar findet Francis auf einer U-Bahn-Baustelle einen Schwarzarbeiterjob, als er ihn jedoch durch den Verrat eines Kollegen verliert, gibt er den Lockrufen des Gangsters Reinhold nach. Dieser wedelt im Heim mit Euroscheinen und verspricht Wohlstand, ein Leben, das mehr bereithält «als ein Butterbrot». Zum psychopathischen Reinhold entwickelt Francis eine «toxische» Beziehung und wird Teil von dessen Geschäften: Drogenhandel und Zuhälterei. Als Francis eines Tages das Escort-Girl Mieze kennenlernt und die beiden sich ineinander verlieben, glaubt er, einem anständigen Leben näher zu kommen. Regisseur Burhan Qurbani wurde 1980 als Kind afghanischer Flüchtlinge in einer deutschen Kleinstadt geboren. Er verpflanzt Alfred Döblins 1929 erschienenen, weltberühmten Roman um den Arbeitslosen Franz Biberkopf ins Berlin von heute und benutzt ihn als bildungsbürgerliche Folie, um die Aufmerksamkeit auf ein marginalisiertes Milieu zu lenken: afrikanische Dealer, die im Kreuzberger Volkspark Hasenheide ihren Geschäften nachgehen. Aufgebaut wie eine Sinfonie in fünf Akten, ist der Film ein verstörender Trip in eine Welt vor der Haustür hiesiger Wohlstandsgesellschaften. Andreas Borcholte schreibt in Der Spiegel: «Diese schmerzhaft aktuelle Verfilmung eines Literaturklassikers ist als bittere Bestandsaufnahme des aktuellen deutschen Diskurses über Rassismus, gesellschaftliche Abschottung und rechten Terror ganz schön viel. Und es begeistert durchaus, dass sich Qurbani dazu entschieden hat, seinen ‹Berlin Alexanderplatz› nicht als naturalistisches Sozialdrama, sondern als ambivalente, immer wieder auch aus der Realität abstrahierte Parabel zu erzählen.»