Paris, Texas

BRD/FR/UK 1984, 145 min, DCP, E/d ohne Altersbeschränkung
Regie: Wim Wenders
Darst.: Harry Dean Stanton, Nastassja Kinski, Dean Stockwell, Aurore Clément, Hunter Carson, Bernhard Wicki, Sam Berry, Viva, Tom Farrell, John Lurie u.a.

Desorientiert und vollkommen erschöpft bricht ein Mann in der Einöde der texanischen Wüste nahe der mexikanischen Grenze zusammen. Der scheinbar taubstumme Mann entpuppt sich als Travis Clay Henderson, den man schon länger für tot gehalten hatte. Vier Jahre zuvor hatte er seine viel jüngere Frau Jane und seinen damals dreijährigen Sohn Hunter verlassen. Travis’ Bruder Walt, der mit seiner Frau in Los Angeles lebt und der Hunter bei sich aufgenommen hatte, nimmt Travis zu sich. Hier begegnen sich Vater und Sohn wieder und nähern sich einander langsam an, bevor sie zusammen aufbrechen, um Jane zu suchen, die sie in Houston vermuten. Vielen Kritikern und Filmfreundinnen gilt «Paris, Texas» als Wenders’ schönster und vollkommenster Film. Kultstatus verschafften ihm die grandiosen Aufnahmen des Kameramanns Robby Müller, der den amerikanischen Westen in kräftige Farben taucht, und der geniale Gitarren-Soundtrack von Ry Cooder. Der US-Musiker hatte ihn direkt in einem Kino eingespielt, während er sich das Roadmovie auf der Leinwand ansah. In einigen seiner Motive erinnert «Paris, Texas», der am Filmfestival Cannes mit der «Goldenen Palme» ausgezeichnet wurde, an «Alice in den Städten», in dem ebenfalls ein Mann mit einer verlorenen Identität ein Leben «on the road» verbringt. Das Drehbuch für den «Liebesfilm ohne Liebesszene» (Wenders) schrieb er gemeinsam mit dem Dramatiker Sam Shepard. Dieser war bis zu seinem Tod im Juli 2017 als Autor, Schauspieler und Regisseur tätig und arbeitete mit Wenders 2005 nochmals bei «Don’t Come Knocking» zusammen, in dem Shepard neben dem Drehbuch auch für die Hauptrolle verantwortlich zeichnete.  Unvergesslich in «Paris, Texas» bleibt Harry Dean Stanton als wortkarger Travis, der in einer langen, meisterhaften Szene mit Nastassja Kinski den emotionalen Höhepunkt in diesem Meisterwerk setzt. Über das Telefon einer schäbigen, verspiegelten Peep-Show-Kabine erzählt er Jane die traurige Geschichte einer grossen Liebe. 33 Jahre nach «Paris, Texas» spielte Harry Dean Stanton seine letzte Hauptrolle in «Lucky», den wir am 9. Juli in unserem Open Air zeigen.