
Jenseits des Sichtbaren – Hilma af Klint
Regie: Halina Dyrschka
Mitw.: Julia Voss, Josiah McElheny, Ulla af Klint, Johan af Klint, Iris Müller-Westermann, Anna Maria Bernitz, Ernst Peter Fischer, Monica von Rosen, Valeria Napoleone u.a.
«Die Kunstgeschichte muss umgeschrieben werden», so betitelt die Kunsthistorikerin Julia Voss, Autorin der dieses Jahr erschienenen Biografie «Hilma af Klint – ‹Die Menschheit in Erstaunen versetzen›», ihren Artikel in der FAZ über die Ausstellung «Hilma af Klint – Eine Pionierin der Abstraktion», die 2013 u.a. im Moderna Museet in Stockholm gezeigt wurde. Die schwedische Malerin Hilma af Klint (1862–1944) war lange nur einem kleinen Kreis von Spezialistinnen und Spezialisten bekannt, obwohl sie mit über tausend Gemälden und über 25’000 Seiten in 125 prallen Notizbüchern ein reiches, und wie sich herausstellte, bahnbrechendes Werk hinterliess. 1906 malte sie ihre erste Serie abstrakter Gemälde, Jahre bevor Kandinsky dies für sich reklamierte. Die Neuentdeckung von Hilma af Klint ist die kunsthistorische Sensation der letzten Jahre. Die Künstlerin entstammte einer adligen Familie und studierte als eine der ersten Frauen Malerei an der Königlichen Kunstakademie in Stockholm. Sie begann ihre künstlerische Laufbahn als erfolgreiche Porträt- und Landschaftsmalerin, doch durch die Beschäftigung mit dem Spiritismus, der Theosophie und Anthroposophie wandelte sich ihr Schaffen radikal. Sie wurde zum Medium, das Botschaften der geistigen Welt übermittelt. Um 1900 war dies in Künstler- und Intellektuellenkreisen nichts Ungewöhnliches, denn auch die Wissenschaft revolutionierte die Welt mit Entdeckungen unsichtbarer physikalischer Wirkungskräfte wie Röntgenstrahlen und Radiowellen. Hilma af Klint, eine freiheitsliebende und zielstrebige Frau, die sich bewusst den Regeln des männlich dominierten Kunstbetriebs entzog, war ihrer Zeit voraus. So verfügte sie in ihrem Testament, dass ihre Bilder erst 20 Jahre nach ihrem Tod der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden dürften. Die 45-jährige Berliner Regisseurin Halina Dyrschka investierte fast fünf Jahre für ihre Recherche über das Werk und die Person Hilma af Klints. Ihr Film ist eine cineastische Annäherung an diese Pionierin, deren einzigartiges Œuvre nicht nur künstlerisch fasziniert und begeistert: Es ist Ausdruck eines freien, schrankenlos denkenden Geistes, der den Blick auf neue Welten öffnet.