The French Lieutenant's Woman

UK 1981, 122 min, 35 mm, E/d-f, ab 12 Jahren
Regie: Karel Reisz
Darst.: Meryl Streep, Jeremy Irons, Lynsey Baxter, Hilton McRae, Emily Morgan, Charlotte Mitchell, Peter Vaughn, Liz Smith, Patience Collier, Leo McKern, David Warner u.a.

Der Film spielt auf zwei Zeitebenen und erzählt von den Dreharbeiten zur Verfilmung des gleichnamigen Romans von John Fowles aus dem Jahr 1969, einer vordergründig konventionellen Liebesgeschichte aus dem viktorianischen England. Der Paläontologe und aristokratische Müssiggänger Charles Smithson begegnet im Hafenstädtchen Lyme Regis der mysteriösen Sarah Woodruff und verliebt sich Hals über Kopf in sie, obwohl er bereits mit Ernestina, einer Tochter aus wohlhabendem Haus, verlobt ist. Sarah gilt im Ort als Aussenseiterin und «Gefallene», hat sie sich doch – so geht das Gerücht – einem schiffbrüchigen französischen Leutnant hingegeben. Die Verknüpfung zur modernen Zeitebene wird durch die Darsteller der Protagonisten Anna (Meryl Streep) und Mike (Jeremy Irons) geschaffen, die während der Dreharbeiten ebenfalls eine leidenschaftliche Affäre erleben. Die romantische Liebesgeschichte dient dem postmodernen Roman aber nur als Vehikel, denn im Grunde geht es darin um die Emanzipation beider Geschlechter – ein raffiniertes Konstrukt aus metafiktionalen Brüchen, intertextuellen Verweisen und philosophischen Kommentaren. Der tschechisch-britische Regisseur und Filmkritiker Karel Reisz («Saturday Night and Sunday Morning») war 1956 Mitbegründer der sozialkritischen Free-Cinema-Bewegung in England. «The French Lieutenant’s Woman» ist sein erfolgreichster und bekanntester Film; er wurde für fünf Oscars nominiert, u.a. Meryl Streep als beste Schauspielerin und der spätere Literaturnobelpreisträger Harold Pinter für das beste adaptierte Drehbuch. Für Jeremy Irons war es die erste Hauptrolle in einem Spielfilm und bedeutete seinen internationalen Durchbruch. Ingo Fliess schreibt im Metzler Film Lexikon: «Der Roman von John Fowles galt lange als unverfilmbar, weil Fowles die Fiktion bricht: Der Erzähler ist stets präsent als Kommentator, der historische Phänomene mit heutigen Zuständen konfrontiert und schliesslich selbst in der Handlung auftritt und dem Leser zwei mögliche Varianten für den Ausgang anbietet. Reisz suchte zusammen mit Drehbuchautor Pinter das Essenzielle des Romans. Als kongeniales Äquivalent erfanden sie einen Film-im-Film.»