Heute
Sunset Boulevard
Regie: Billy Wilder
Darst.: William Holden, Gloria Swanson, Erich von Stroheim, Nancy Olson, Cecil B. DeMille, Buster Keaton, Fred Clark, Lloyd Gough, Jack Webb, Larry J. Blake u.a.
Es läuft nicht gut für Joe Gillis. Der erfolg- und mittellose Drehbuchautor kann seit Monaten seine Miete nicht bezahlen und gerät auf der Flucht vor seinen Gläubigern auf ein scheinbar verlassenes Anwesen am Sunset Boulevard. In der ehemals prunkvollen Villa, die nun eher einem verfallenden Spukschloss gleicht, haust zurückgezogen der einst gefeierte Stummfilmstar Norma Desmond – treu umhegt von ihrem ergebenen Butler Max. Die exzentrische Diva badet noch immer im längst vergangenen Glanz ihres Ruhmes und träumt vom grossen Comeback. Das passende Drehbuch dafür hat sie selbst verfasst und sieht nun im hereinschneienden Schreiberling einen Wink des Schicksals. Gillis wird kurzerhand einquartiert und soll ihr Skript überarbeiten. Obwohl er keine Sekunde an den Erfolg des Unterfangens glaubt, stellt er sich doch in den Dienst ihrer Selbsttäuschung und lässt sich alsbald nur zu gerne von ihr aushalten. Als Norma sich allerdings in ihn verliebt, bahnt sich unweigerlich eine Katastrophe an. Billy Wilders morbid-skurrile Liebesgeschichte um Abhängigkeit, verlorene Träume und Selbstverwirklichung entwickelt sich zum höhnisch-selbstreferenziellen nocturnen Melodram, zur düsteren Groteske und bitteren Abrechnung mit Hollywood. Ohne Skrupel, ohne Scheu, ohne Gnade hält er der Filmindustrie den Spiegel vor und entlarvt voll Witz, Mitleid und Schrecken die Brutalität des Erfolgszwangs in der Traumfabrik. Zynische Brisanz schafft nicht zuletzt der erstaunlich selbstironische Wirklichkeitsbezug der Besetzung: Gloria Swanson – einst selbst gefeierte Stummfilmdiva und Inbegriff der Extravaganz – mimt ihr fiktives Alter Ego. Butler Max, der sich als Normas früherer Regisseur entpuppt, wird vom einst grossen, dann geschmähten Stummfilmregisseur Erich von Stroheim verkörpert, dessen unvollendeter Film «Queen Kelly» – mit Gloria Swanson in der Hauptrolle – das Ende seine Karriere einläutete. Regielegende Cecil B. DeMille, der Norma zum Comeback verhelfen soll, spielt sich selbst, und Buster Keaton höchstpersönlich schaut regelmässig zum Bridge-Spiel der «Wachsfiguren» bei seiner alten Freundin vorbei.
