Ema y Gastón

CL 2019, 102 min, DCP, Sp/d-f, ab 16 Jahren
Regie: Pablo Larraín
Darst.: Mariana Di Girólamo, Gael García Bernal, Santiago Cabrera, Giannina Fruttero, Mariana Loyola, Paola Giannini, Antonia Giesen, Susana Hidalgo, Eduardo Paxeco u.a.

Die junge Tänzerin Ema und der um einiges ältere Tanzlehrer Gastón sind ein Paar in der chilenischen Hafenstadt Valparaíso. Da Gastón unfruchtbar ist, adoptieren die beiden einen Jungen aus Kolumbien, Polo. Doch bald schon sind sie mit dem pyromanisch veranlagten Kind überfordert. Als Polo schliesslich einen Brand legt, bei dem Emas Schwester schwere Verbrennungen im Gesicht erleidet, geben sie das Kind der Adoptionsbehörde zurück. Doch kaum ist der Schritt vollzogen, bereut Ema ihn und setzt alles daran, Polo zurückzubekommen. Als sich dies als unmöglich erweist, ist Ema so verzweifelt, dass sie sich von Gastón trennt. Diese ungewöhnliche Geschichte erzählt Pablo Larraín stark fragmentiert, in zahlreichen Rückblenden, grell-bunten Farben und im Rhythmus des Reggaeton, jenes ursprünglich aus Puerto Rico stammenden hypnotischen Musik- und Tanzstils, der seit Mitte der Nullerjahre die Jugend in ganz Lateinamerika elektrisiert. Am letztjährigen Filmfestival von Venedig gehörte «Ema y Gastón » zu den am meisten und kontrovers diskutierten Filmen. Namhafte Kritiker charakterisierten die von der bisher kaum bekannten jungen Chilenin Mariana Di Girólamo mit explosiver Wucht verkörperte Figur der Ema als weibliches Pendant zu «Joker». Elsa Fernández-Santos schreibt in El País: «Wie ein mythologisches Tier spuckt diese Ema Feuer. Dabei ist ihre destruktive Kapazität vergleichbar mit ihrer Kraft, das wieder aufzubauen, was sie niedergerissen hat. (…) Das Feuer bleibt ein Schlüsselelement im neuen Film des Chilenen Pablo Larraín, der einer der unkonventionellsten und intelligentesten Cineasten Lateinamerikas ist. ‹Ema y Gastón› ist ein Film, der sich jeder Klassifizierung entzieht und dabei ein äusserst polemisches Thema behandelt: die neuen Familienmodelle. Mutterschaft, Tanz und Freiheit spielen darin die tragenden Rollen – ein Dreiklang, dessen Hochspannung sich mit jeder Filmminute steigert. Im hämmernden Rhythmus des Reggaeton bewegen sich Ema und ihre Freundinnen, reissen Verhaltenscodes auf der Strasse und im Bett ein, benutzen ihre Körper und ihren Tanz für alles und gegen alles. Oder wie es die von Mariana Di Girólamo grossartig verkörperte Hauptfigur gegenüber einer Direktorin, an deren Schule sie Tanzunterricht geben will, formuliert: ‹Was ich die Kinder lehre, ist Freiheit.›»