La Vérité

FR/JP 2019, 106 min, DCP, F/d, ab 12 Jahren
Regie: Hirokazu Kore-eda
Darst.: Catherine Deneuve, Juliette Binoche, Ethan Hawke, Clémentine Grenier, Manon Clavel, Alain Libolt, Christian Crahay, Roger Van Hool, Ludivine Sagnier u.a.

Die berühmte französische Filmdiva Fabienne hat gerade ihre Memoiren veröffentlicht, als ihre Tochter Lumir, eine erfolgreiche Drehbuchautorin, mit Ehemann und Kind aus New York zu Besuch kommt. Lumir will ihrer Mutter bei der anstehenden Lesereise helfen, doch als sie in dem Buch zu lesen beginnt, entdeckt sie, dass es voller Unwahrheiten, Auslassungen und Verdrehungen ist. Es ist der Auftakt zu einer Katharsis zwischen Mutter und Tochter sowie weiteren Familienmitgliedern; während Jahrzehnten aufgestauter Groll, Vorwürfe und unausgesprochene Wahrheiten kommen an den Tag. Der japanische Regisseur Hirokazu Kore-eda, der 2018 für seinen vorherigen Film «Shoplifters» in Cannes die Goldene Palme gewann, hat für seinen neuen Film – den 14. Kinospielfilm seiner Karriere – erstmals ausserhalb seines Heimatlandes gedreht. Es gelang ihm, zwei weibliche Ikonen des französischen Kinos, Catherine Deneuve und Juliette Binoche, zum ersten Mal gemeinsam vor die Kamera zu bringen. «La Vérité» eröffnete 2019 das Filmfestival von Venedig und war dort eines der Highlights. Andreas Borcholte schreibt im Spiegel: «Verblüffend und beeindruckend ist, wie stilsicher sich Kore-eda die Rhythmik und Manierismen des französischen Autorenfilms aneignet und wie sehr auch dieser Film vom tiefen, sensiblen Eindringen in komplizierte Familienkonstellationen geprägt ist, das ‹Shoplifters› zu einem Ereignis machte, aber auch seine frühen Filme ‹Still Walking› oder ‹Like Father, Like Son›. Für die ewig würdevoll-brüchige Catherine Deneuve ist ihre Rolle hier eine Parade, in der Leinwand-Charakter und reale Person miteinander verschmelzen. Es ist, als würde man der echten Deneuve bei der Spiegelung ihrer Kunst und Lebensdramen zusehen. Die verstorbene Schwester, die in dieser dysfunktionalen Filmfamilie immer noch dauerpräsent ist, lässt etwa an Deneuves reale Schwester Francoise Dorléac denken, die 1967 bei einem Autounfall starb. Und was den Vorwurf betrifft, dass Festivaldirektor Alberto Barbera nicht genügend Frauen eingeladen habe, betrachtet man hier nicht ohne Schmunzeln, wie sich Hirokazu Kore-eda von den beiden grossen französischen Kinodamen Deneuve und Binoche seinen Film kapern lässt.»