The County

IS/DK/DE/FR 2019, 92 min, DCP, O/d-f, ab 16 Jahren
Regie: Grímur Hákonarson
Darst.: Arndís Hrönn Egilsdóttir, Sveinn Ólafur Gunnarsson, Þorsteinn Bachmann, Ævar Þór Benediktsson, Þorsteinn Gunnar Bjarnason, Daniel Hans Erlendsson u.a.

Die Bäuerin Inga und ihr Mann Reynir betreiben in der isländischen Einöde einen hoch verschuldeten Milchbauernhof. Als Reynir bei einem Unfall stirbt, weiss Inga nicht, wie sie es alleine schaffen soll. Doch langsam dämmert ihr, dass ihre missliche Lage weniger mit ihr als vielmehr mit der Genossenschaft zu tun hat, die das Monopol auf die Landwirtschaft hat. Inga wagt den Aufstand, denn sie hat nichts zu verlieren … Wie zuvor «Rams – Sture Böcke» (2015) spielt auch Grímur Hákonarsons neuer Film, der seine Weltpremiere im vergangenen September am Filmfestival Toronto feierte, im ländlichen Island. Doch anders als in «Rams» setzt er in «Milchkrieg in Dalsmynni» – so der programmatische Titel von «The County» in Deutschland – weniger auf schräge oder skurrile Charaktere, sondern ganz auf eine starke Geschichte. Eigentlich hatte Hákonarson nach ersten Recherchen im abgelegenen Nordwesten Islands einen Dokumentarfilm über das harte Leben der Milchbauern vorgesehen. Doch er entschied sich für die Fiktion, weil sich so die auf Tatsachen beruhende Geschichte stärker herausarbeiten liess. Jens Balkenborg schreibt in epd Film: «Mit ihren klaren Augen, dem blassen Teint des nicht alten, aber doch von Alter und Wetter gezeichneten Gesichts, dem strohigen, unter einem Stirnband verpackten Haar, denkt man bei der Figur der Inga an Frances McDormand als Mildred Hayes in ‹Three Billboards Outside Ebbing, Missouri›. Wobei die isländische Version mit ihrem weniger aufbrausenden Temperament auch an die bockig-schweigsame Märtyrerin Petrunya in ‹God Exists, Her Name Is Petrunya› erinnert. Allen drei Filmen ist gemein, dass darin eine Frau aufsteht: in ‹Three Billboards› gegen einen korrupten Haufen Cowboy-Polizisten, in ‹Petrunya› gegen einen patriarchalen Kirchen- und Staatsapparat; und hier, bei Hákonarson, gegen eine Bauernkooperative, die mit ihren mafiösen Strukturen die isländische Provinz fest im Griff hat. Verpackt in eine exzentrische Geschichte erzählt ‹The County› von weiblichem Empowerment, von der Not der Landwirtschaft und, allegorisch, von der veralteten Idee einer hermetischen Wirtschaftsnation, die in Zeiten der Globalisierung auch wider demokratische Grundsätze verteidigt wird.»