Les misérables

FR 2019, 102 min, DCP, F/d, ab 14 Jahren
Regie: Ladj Ly
Dars.: Damien Bonnard, Alexis Manenti, Djibril Zonga, Issa Perica, Al-Hassan Ly, Steve Tientcheu, Almamy Kanouté, Nizar Ben Fatma, Raymond Lopez, Luciano Lopez u.a.

Es beginnt mit Szenen vom Freudentaumel Hunderttausender von Menschen in den Strassen von Paris, als Frankreich im Juli 2018 Fussballweltmeister wird. Doch die Freude währt nur kurz, denn nach den Feiern müssen viele wieder zurück in die tristen Vorstädte der französischen Hauptstadt. Eine dieser Banlieues ist Montfermeil im Osten von Paris. Hier hat der junge Polizist Stéphane seinen Dienst in einer Brigade aufgenommen, die für den Kampf gegen die dortige Kriminalität ins Leben gerufen wurde. Zusammen mit den beiden erfahrenen Kollegen Chris und Gwada lernt er rasch die extremen Spannungen kennen, die zwischen den unterschiedlichen ethnischen Gruppen und kleinkriminellen Clans herrschen. Als Stéphane und seine Kollegen auf Streife versehentlich einen Jungen schwer verletzen, explodiert die Lage. Der 1978 in Mali geborene Regisseur Ladj Ly ist selbst in Montfermeil aufgewachsen. Hier dokumentierte er 2005 mit der Videokamera die schlimmsten Ausschreitungen, die Frankreich in den letzten Jahrzehnten erschütterten, nachdem zwei Jugendliche durch Polizeigewalt umgekommen waren. Basierend auf den Ereignissen des Herbstes 2005 hat Ly einen Erstling geschaffen, der am letztjährigen Filmfestival von Cannes die Sensation war und mit dem Jurypreis ausgezeichnet wurde. Christian Jungen schrieb in der NZZ am Sonntag: «‹Les misérables› fährt ein wie ein Elektroschock. Die Ereignisse von 2005 haben Ly zu einem Thriller inspiriert, der so nervenaufreibend und spannend ist, dass er einem schier den Atem abschneidet. ‹Les misérables›, dessen Titel eine Hommage an Victor Hugos Klassiker ist, der ebenfalls in Montfermeil spielt, ist der stärkste Banlieue-Film seit ‹La haine› (1995). Ein Mix aus dokumentarischer Sozialkritik und stilisiertem Genrekino, das Missstände wie die Selbstjustiz von Polizisten anprangert, ohne aber schwarz-weiss zu malen. Der Film vibriert vor Dringlichkeit, weil man spürt, dass da einer von innen heraus erzählt. (...) Vielleicht war die Premiere von ‹Les misérables› in Cannes weit mehr als die Geburtsstunde eines neuen Talents, vielleicht ist sie der Befreiungsschlag für jenes Festival, das die Wiege des Autorenkinos und während Jahrzehnten der Seismograf neuer Tendenzen und somit ein Ort der aktiven Filmgeschichtsschreibung war.»