The Farewell

US/CN 2019, 100 min, DCP, O/d-f, ab 10 Jahren
Regie: Lulu Wang
Darst.: Shuzhen Zhao, Awkwafina, X Mayo, Hong Lu, Hong Lin, Tzi Ma, Diana Lin, Yang Xuejian, Becca Khalil, Yongbo Jiang, Han Chen, Aoi Mizuhara, Xiang Li u.a.

Die bittersüsse Geschichte beruhe auf einer wahren Lüge, heisst es zu «The Farewell», dem autobiografisch gefärbten zweiten Spielfilm von Drehbuchautorin und Regisseurin Lulu Wang. Diese Lüge entspringt nicht der Boshaftigkeit. Die chinesische Autorin Billi und ihre Eltern, die seit 25 Jahren in New York leben, erfahren, dass bei der verehrten Grossmutter Nai Nai Krebs im Endstadium diagnostiziert worden ist, was sie ihr jedoch verheimlichen. Damit die ganze Familie ein letztes Mal mit Nai Nai in China zusammenkommen kann, dient eine vermeintlich geplante Hochzeit von Billis Cousin Hao Hao mit seiner japanischen Freundin als Vorwand. Ebenso spielerisch wie scharfsinnig lässt Lulu Wang die Unterschiede zwischen westlicher und östlicher Lebensweise und zwischen den Generationen aufeinanderprallen und balanciert sie geschickt zwischen Tragödie und Komödie. Dabei treffen auch zwei Haltungen aufeinander, die von aufrichtiger Zuneigung getragen sind: Während die Familie der Grossmutter die Wahrheit verschweigt, weil man sie nicht unnötig ängstigen will, will ihre Enkelin Billi, dass Nai Nai die Möglichkeit hat, sich ihrem Schicksal zu stellen. Das Dilemma der Familienangehörigen inszeniert die Regisseurin mit grossem Verständnis und zarter Situationskomik bis in die amüsanten Nebenhandlungen, wobei jene Szenen besonders beredt sind, in denen geschwiegen respektive etwas verschwiegen wird. Nach der gefeierten Premiere am Sundance Film Festival, an dem die entzückende Tragikomödie den Publikumspreis gewann, erhielt «The Farewell» auch Publikumspreise an drei weiteren Festivals. Voll des Lobs sind auch die Filmkritiken, wie beispielsweise diejenige von Christy Lemire auf rogerebert.com: «Lulu Wang hat einen Film über den Tod gedreht, der leichtfüssig und nie kitschig ist. Sie erzählt eine Geschichte über kulturelle Konflikte, ohne überdrehte Stereotypen oder billige Klischees zu bemühen. Sie gibt ihren Schauspielern viele Gelegenheiten, in einem grossen Ensemble zu brillieren. Und ihr ist eines der perfektesten Enden der Kinogeschichte gelungen. Der gesamte Film ist eigentlich ziemlich perfekt, er ist einer der besten des Jahres.»