The Invisible Life of Eurídice Gusmão

BR/DE 2019, 139 min, DCP, O/d-f, ab 16 Jahren
Regie: Karim Aïnouz
Darst.: Fernanda Montenegro, Carol Duarte, Julia Stockler, António Fonseca, Gregório Duvivier, Marcio Vito, Cristina Pereira, Maria Manoella, Nikolas Antunes u.a.

Rio de Janeiro, 1951: Die eng miteinander verbundenen Schwestern Eurídice und Guida leben in einem konservativ geprägten Haushalt, der Vater ist Bäcker, die Mutter Hausfrau. Eurídice, die Jüngere, ist eine begnadete Pianistin, deren Traum es ist, nach Wien ans Konservatorium zu gehen. Doch der Vater hat einen anderen Plan mit ihr: Der heisst Antenor und ist der Sohn des Mehllieferanten. Guida hingegen schleicht sich gerne nachts aus dem Haus und träumt von der wahren Liebe. Schon bald meint sie diese in Yorgos, einem griechischen Matrosen, gefunden zu haben und folgt ihm nach Griechenland. Doch ihr Traum von der grossen Liebe platzt rasch. Als sie hochschwanger nach Hause zurückkehrt, wird sie vom Vater verstossen, der ihr jeglichen Kontakt mit der Familie verbietet. Um Guida von Eurídice fernzuhalten, belügt er sie: Die Schwester studiere Musik in Wien, erzählt er ihr. Dabei ist diese inzwischen mit Antenor verheiratet und lebt immer noch in Rio. Der sinnliche Film basiert auf dem gleichnamigen Buch von Martha Batalha (dt. «Die vielen Talente der Schwestern Gusmão») und porträtiert parallel und über Jahrzehnte hinweg die Schicksale der beiden Schwestern. Ihre Lebenswege nehmen verschiedene Richtungen, aber beide leiden unter den patriarchalen Bedingungen, die die Wünsche und Bedürfnisse von Frauen für zweitrangig erklären. «Ich wollte schon immer ein Melodrama machen, aber eines, das für unsere Zeit relevant sein könnte», sagt Regisseur Karim Aïnouz über seinen siebten Spielfilm. «Ich fragte mich, wie ich einen Film gestalten könnte, der bewegend ist und gross wirkt wie eine Oper, in satten fluoreszierenden Farben, grösser als das Leben.» Geoff Andrew schreibt dazu in Sight & Sound: «Der Film ist zweifellos vollblütig, aber das bedeutet nicht, dass es ihm an Subtilität oder Nuancierung fehlt. (…) Wenn dies ein Melodrama ist, dann nur im besten Sinne des Wortes.» Am Filmfestival von Cannes wurde «The Invisible Life of Eurídice Gusmão» mit dem Preis von «Un Certain Regard» gewürdigt, zudem ist er Brasiliens Oscar-Kandidat.