Le jeune Ahmed

BE/FR 2019, 90 min, DCP, O/d, ab 10 Jahren
Regie: Jean-Pierre Dardenne, Luc Dardenne
Darst.: Idir Ben Addi, Olivier Bonnaud, Myriem Akheddiou, Victoria Bluck, Claire Bodson, Othmane Moumen, Amine Hamidou, Yassine Tarsimi, Cyra Lassman u.a.

Der 13-jährige Ahmed lebt mit seiner alleinerziehenden Mutter und seiner Schwester in einer belgischen Kleinstadt und war bis vor kurzem ein ganz normaler Junge an der Schwelle zur Pubertät. Doch in jüngster Zeit hat er sich in besorgniserregender Weise verändert: Er weigert sich, seiner Lehrerin die Hand zu geben, liest nichts anderes als den Koran, kritisiert seine Mutter, weil sie gelegentlich ein Bier oder ein Glas Wein trinkt und beschimpft seine Schwester als «Schlampe», weil sie sich «unislamisch» kleidet. Sein besonderer Hass aber gilt seiner Nachhilfelehrerin, weil diese für den Arabischunterricht bisweilen arabische Popsongs verwendet – eine Todsünde, wie Ahmed vom Imam einer nahen Moschee, die er neuerdings regelmässig aufsucht, gelernt hat. So schreitet der fanatisierte Junge eines Tages zur Tat und landet dafür in einer Einrichtung für straffällige Jugendliche. Wird ihn der Aufenthalt in dieser Institution davon abhalten, weiter einer mörderischen Ideologie zu folgen? Der neueste, elfte Spielfilm der zweifachen Cannes-Gewinner Jean-Pierre und Luc Dardenne («Rosetta», «L’enfant») erzählt gewohnt lakonisch, bildstark, präzise und mit unausweichlicher Konsequenz, wie das Unbegreifliche von einem jungen Menschen Besitz ergreift. Leslie Felperin schrieb in The Hollywood Reporter: «Dieses Drama über einen radikalisierten Teenager, der sich auf eine mörderische Mission einlässt, weicht etwas von den sympathischeren Protagonisten in den letzten Filmen der Dardennes ab. Stattdessen greifen sie hier bei diesem Titelhelden, der mit ausdruckslosem Gesicht und terminatorischer Entschlossenheit seinen eigenen privaten Dschihad auszuführen beabsichtigt, auf so beunruhigende Charaktere wie in ihren früheren Arbeiten ‹Rosetta› oder ‹L’enfant› zurück. (…) Eine der Eigenschaften, die die Dardennes so bewundernswert macht, wenn es um Darstellungen von amoralischem, irrationalem oder einfach nur dummem Verhalten geht, ist ihre Weigerung, psychologische Erklärungen abzugeben. Wir wissen letztlich nicht, warum Ahmed so übergeschnappt ist, so wie wir auch nie erfahren haben, warum es die von Jérémie Renier verkörperte Figur in ‹L’enfant› für eine gute Idee hielt, seinen eigenen, neugeborenen Sohn an Menschenhändler zu verkaufen.»