Where We Belong

CH 2019, 78 min, DCP, O/d-f, ab 10 Jahren
Regie: Jacqueline Zünd
Mitw.: Carleton Gogel, Sherazade Gogel, Alyssia Pascale, Ilaria Pascale, Thomas Kurmann u.a.

Bei einem Film über sogenannte Scheidungskinder rechnet man mit zankenden Eltern, lauten Schuldzuschreibungen und von der Situation überforderten Kindern. «Where We Belong» von Jacqueline Zünd ist all dies nicht, dafür eine bestechende Dokumentation, die berührt, überrascht und schmunzeln lässt. Fünf Kinder schildern in eigenen Worten, wie es für sie ist, dass Papa und Mama nicht mehr zusammen sind. Die Erwachsenen lässt die Zürcher Filmemacherin bewusst aussen vor. «Mich hat die Perspektive der Kinder interessiert», sagt Jacqueline Zünd. «Mir war wichtig, sie nicht als passive Opfer zu zeigen, sondern ihre eigene Wahrnehmung zu verstehen: Was ist ihnen wichtig, was tut ihnen weh, was gelingt ihnen mühelos und was scheint unüberwindbar?». Die fünf Kinder – Carleton, Sherazade, Thomas sowie die Zwillinge Alyssia und Ilaria – sprechen direkt in die Kamera, und die Regisseurin hört zu, wie es im Kino auch vom Publikum gefordert ist. Was die Kinder, verletzlich und mutig zugleich, schildern, ist mitunter bedrückend. Beispielsweise wenn Bauernsohn Thomas erzählt, wie er sich anfangs geschämt habe, weil er im Dorf das einzige Kind mit getrennten Eltern war, und wie er nach der Trennung der Eltern nicht ins Klassenlager durfte. Erdrückend wird der sehenswerte Film nicht, weil Jacqueline Zünd wie in ihren vorangegangenen Dokumentationen «Goodnight Nobody» und «Almost There» mit grossem Stilwillen und einer impressionistisch anmutenden Inszenierung arbeitet. In «Where We Belong» sind dies farbiges Licht, Alltagssituationen, welche die Kinder mitbestimmten, und ein atmosphärischer Soundtrack, in dem Geräusche und die Musik des St.Gallers und «Thomaten und Beeren»-Bandmitglieds Thomas Kuratli ineinander fliessen. Michael Sennhauser schreibt auf seinem Filmblog: «‹Where We Belong› ist einer dieser grossen Dokumentarfilme, die das Staunen im Alltag finden, in menschlichen Situationen, die wir alle aus nächster Umgebung kennen, viele gar aus eigener Erfahrung. Schmerz und Angst und Trauer werden nicht ausgeblendet, aber auch nicht isoliert. Sie blitzen auf hinter jedem klaren Satz, hinter jeder abgeklärten Bemerkung.»