Roubaix, une lumière

FR 2019, 119 min, DCP, F/d, ab 16 Jahren
Regie: Arnaud Desplechin
Darst.: Roschdy Zem, Léa Seydoux, Sara Forestier, Antoine Reinartz, Sébastien Delbaere, Chloé Simoneau, Jérémy Brunet, Abdellatif Sedegui, Sylvie Moreaux u.a.

Roubaix, am Weihnachtsabend. Auf dem Weg durch die Stadt zieht Oberkommissar Daoud an brennenden Autos und streitenden Menschen vorbei. Im Kommissariat trifft er auf den Neuzugang im Team, Louis Coterelle, jung, unerfahren und ein gläubiger Christ. Der Film begleitet die beiden Polizisten auf ihren nächtlichen Einsätzen in der schlaflosen Stadt. Daoud ist der ruhende Pol im Geschehen, ein moderner Maigret, der die Menschen hier kennt und Verständnis für ihre Probleme hat, weil er – aus einer algerischen Familie stammend – hier aufgewachsen ist. Die sich überstürzenden Fälle halten die Polizisten auf Trab, doch langsam geraten die beiden randständigen jungen Frauen Claude und Marie in den Fokus der Ermittlungen. In ihrem Nachbarhaus wurde ein Brand gelegt und eine 83-jährige Frau ermordet. Arnaud Desplechin erzählt in «Roubaix, une lumière» die Geschichte eines auf wahren Begebenheiten beruhenden Kriminalfalls. Dieser wurde bereits 2008 in der TV-Dokumentation «Roubaix, commissariat central, affaires courantes» von Mosco Boucault aufgearbeitet, der auch am Drehbuch von «Roubaix, une lumière» beteiligt war. In dichten, atmosphärischen Bildern und von einem elegisch-jazzigen Soundtrack untermalt, entwickelt der Film im ersten Teil einen Sog, als wäre man selbst inmitten des Geschehens, während sich der zweite Teil auf das Verhör von Claude und Marie konzentriert. Arnaud Desplechin, 1960 in Roubaix geboren, gehört zu den eigenwilligeren Regisseuren Frankreichs. Seine Heimatstadt hat sich nie vom Kollaps der einst blühenden Textilindustrie erholt und gehört heute zu den ärmsten Städten Frankreichs mit hohem Ausländeranteil. Es sei Zeit für Realismus, bemerkt der Regisseur zu «Roubaix, une lumière». In fast allen seinen Werken sei er «zu» romantisch geworden, aber das «zu sehr» sei immer das, was er wolle. Sein neuer Film soll ganz in der Wirklichkeit verankert sein und sich durch die Kunst der Darsteller entzünden. Mit Roschdy Zem, Léa Seydoux, Sara Forestier und Antoine Reinartz steht ihm ein Ensemble mit solchen Fähigkeiten zur Seite. Michael Sennhauser schreibt in seinem Filmblog: «‹Roubaix, une lumière› ist ein sehr eigenwilliger Film. Desplechin verbindet die Fiktion der Fernsehkommissare mit der Realität eines echten Mordes und schafft wieder romantisches Kino.»