The Harvesters

ZA/FR/GR/PL 2018, 102 min, DCP, O/d-f
Regie: Etienne Kallos
Darst.: Danny Keogh, Benré Labuschagne, Alex van Dyk, Juliana Venter, Brent Vermeulen, Morné Visser, Erica Wessels u.a.

Die im Zentrum Südafrikas gelegene Provinz Freistaat ist eine isolierte, bäuerlich geprägte Region, die mehrheitlich von Afrikaans sprechenden weissen Siedlerfamilien bewohnt wird. Hier lebt auch die streng religiöse Familie von Janno. Der stille Fünfzehnjährige ist es gewohnt, hart auf den Feldern und mit den Viehherden zu arbeiten. In seiner kargen Freizeit spielt er Rugby; als einziger Junge unter drei Schwestern sieht er sich als Bewahrer der Familientradition. Als seine Mutter Marie eines Tages Pieter, einen Waisenjungen, der auf der Strasse lebt, mit in die Familie bringt und Janno bittet, diesen wie einen Bruder aufzunehmen, brechen längst verdrängte Konflikte an die Oberfläche. Der erste Spielfilm des südafrikanisch-griechischen Regisseurs Etienne Kallos ist ein dialogarmes, von überwältigenden Landschaftsaufnahmen geprägtes Filmpoem. In seinem Mittelpunkt stehen zwei weisse Jugendliche der ersten Generation Südafrikas, die – zwar ohne die Apartheid aufgewachsen – immer noch von deren Hinterlassenschaft geprägt sind. Neben der hervorragenden Arbeit des polnischen Kameramannes Michal Englert, dessen Bilder einer streng religiös lebenden Gemeinschaft bisweilen an Carlos Reygadas’ «Stellet Licht» erinnern, ist besonders der brillante Soundtrack des russischen Komponisten Evgueni Galperine zu erwähnen, der auch für Musik und Sounddesign in Andrey Zvyagintsevs Meisterwerk «Loveless» verantwortlich war. Bei seiner Premiere am letztjährigen Filmfestival Cannes in der Sektion Un Certain Regard erhielt «The Harvesters» minutenlange Standing Ovations. Boyd van Hoeij schrieb im Hollywood Reporter: «Dieses langsam brennende, unter der Oberfläche kochende Drama, angesiedelt im flachen Ackerland der Provinz Freistaat, ist eine eindringliche Variation des Mythos von Kain und Abel und beweist, zwei Jahre nach John Trengoves ‹The Wound›, einmal mehr die Vitalität des neuen südafrikanischen Kinos. In seiner Erforschung der Facetten männlicher Rollenbilder zeigt auch ‹The Harvesters› eine unversöhnliche Welt, in der Männlichkeit in ihrer toxischen Ausprägung Standard ist und latent homosexuelles Begehren keinen Platz zu haben scheint.»