Pity

GR/PL 2018, 97 min, DCP, O/d
Regie: Babis Makridis
Darst.: Evdoxia Androulidaki, Georgina Chryskioti, Yannis Drakopoulos, Makis Papadimitriou, Evi Saoulidou, Nota Tserniafski u.a.

Die Ehefrau eines erfolgreichen Anwalts liegt nach einem schweren Verkehrsunfall im Koma. Der schwere Schicksalsschlag stürzt den namenlosen Mann und seinen Teenager-Sohn in einen Zustand tiefster Traurigkeit und Apathie, denn es scheint unwahrscheinlich, dass die in einem Privatspital liegende Frau je wieder aus dem Koma erwachen wird. So ist dem Mann das Mitleid seines näheren und weiteren sozialen Umfeldes gewiss; alle versuchen durch kleine Gesten sein trauriges Los zu erleichtern: Eine Nachbarin bringt selbst gebackenen Kuchen vorbei – ein Liebesdienst, der bald zur Routine wird, bei der Kleiderreinigung erhält der Mann nicht nur Mitgefühl, sondern auch Rabatt, und die Sekretärin in seiner Kanzlei umarmt ihn innig, um ihm ihre Anteilnahme auszudrücken. Kurz, die Aufmerksamkeiten und Annehmlichkeiten, die ihm seine Mitmenschen angedeihen lassen, möchte der Mann bald nicht mehr missen, ja, er blüht in ihnen förmlich auf. Doch dann geschieht das Unerwartete: Seine Frau erwacht aus dem Koma und beginnt sich vom Unfall zu erholen – doch ihr Mann hat nur noch einen Gedanken: Was tun, um den vorherigen Zustand wieder herzustellen? Es ist eine bitterböse und rabenschwarze Komödie, die Babis Makridis in seinem zweiten Spielfilm lakonisch, voller Spott und mit meist statischer Kamera erzählt. Der 1970 geborene griechische Regisseur hat sich für «Pity» mit Efthymis Filippou zusammengetan, dem Drehbuchautor von Yorgos Lanthimos, dem wohl bekanntesten Cineasten der neuen griechischen Welle, der mit Filmen wie «Dogtooth», «The Lobster» oder «The Killing of a Sacred Deer» international Furore machte. In seinem absurden Humor und mit seinen surreal anmutenden Einfällen zeugt «Pity» von der ungebrochenen Originalität des auch als «Greek Weird Wave» bezeichneten jungen griechischen Kinos. Sheri Linden schrieb im Hollywood Reporter: «Getrieben von der starken Performance von Hauptdarsteller Yannis Drakopoulos ist ‹Pity› eine Arthouse-Perle, die nach ihrer begeisternden Sundance-Premiere kein Mitleid braucht. (…) Makridis dekonstruiert durch seine Kombination von Stille und aufwühlender Dysfunktion, von Drakopoulos perfekt verkörpert, die künstliche Erschaffung von Gefühlen und, was noch böser ist, von Film-Sentimentalität.»