Tel Aviv on Fire

LU/BE/IL/FR 2018, 100 min, O/d-f
Regie: Sameh Zoabi
Darst.: Kais Nashif, Lubna Azabal, Yaniv Biton, Maisa Abd Elhadi, Nadim Sawalha, Salim Dau, Yousef «Joe» Sweid, Amer Hlehel, Laëtitia Eïdo, Ashraf Farah u.a.

Salam ist ein etwas linkischer junger Palästinenser, der in Jerusalem wohnt und in seinem Leben noch kaum etwas erreicht hat. So ist er froh, dass ihn sein Onkel, ein Fernsehproduzent aus Ramallah, als Praktikant auf dem Set der x-ten Staffel einer – ziemlich schwachsinnigen – TV-Serie beschäftigt. Ihr Name: Tel Aviv on Fire. Sie spielt am Vorabend des Sechstagekrieges von 1967 und handelt von einer palästinensischen Widerstandskämpferin, die sich als Undercover-Agentin in höchste israelische Militärkreise einschleust. Auf seinem Arbeitsweg von Jerusalem nach Ramallah muss Salam fortan täglich einen israelischen Checkpoint passieren. Bereits an einem seiner ersten Arbeitstage wird er als verdächtig kontrolliert und zu Assi, dem Chefoffizier des Checkpoints, gebracht. Als dieser erfährt, dass Salam bei Tel Aviv on Fire mitarbeitet, ist er sehr erfreut, denn seine Frau und deren Freundinnen sind grosse Fans der Serie. Und weil Assi den verdatterten Salam irrtümlicherweise für den Drehbuchautor hält, will er von da an bei weiteren Folgen der Serie beim Drehbuch mitreden. Der vierte Spielfilm des palästinensischen Regisseurs Sameh Zoabi ist eine vergnügliche Film-im-Film Groteske über die Absurdität des Nahostkonflikts, bei der keine der beiden Seiten verschont wird. Seine Weltpremiere feierte «Tel Aviv on Fire» im vergangenen September am Filmfestival Venedig, wo Hauptdarsteller Kais Nashif in der Sektion Orizzonti den Preis als bester Schauspieler erhielt. Wenige Wochen später lief der Film im Wettbewerb des Zurich Film Festival und gehörte dort zu den meistbeachteten Beiträgen. Susanne Ostwald schrieb in der NZZ: «Der witzige Film sagt viel über die verfahrene Situation im Nahen Osten aus. Unpolitisch bleiben, das ist für Salam bald zur Unmöglichkeit geworden, und viel diplomatisches Geschick ist gefordert (mehr als schreibendes Talent). Sameh Zoabis Groteske erinnert an Woody Allens ‹Bullets Over Broadway› (1994), wo ein Mafioso die Kontrolle über eine Theaterproduktion an sich reisst. Auch in diesem Fall entgleiten den künstlerisch Verantwortlichen die Zügel, während ein mächtiger Erpresser seine musische Ader entdeckt. In seiner klugen Verschränkung der politischen Verhältnisse mit den Mechanismen der künstlerischen Produktion, wie unambitioniert und beliebig formbar diese auch sein mag, gelingt Zoabi eine hintersinnige Parabel, die auf vielen Ebenen spielt.»