Mug (Twarz)

PL 2018, 91 min, DCP, O/d-f
Regie: Malgorzata Szumowska
Darst.: Mateusz Kosciukiewicz, Agnieszka Podsiadlik, Malgorzata Gorol, Roman Gancarczyk, Dariusz Chojnacki, Robert Talarczyk, Anna Tomaszewska, Iwona Bielska u.a.

Der langhaarige Heavy-Metal-Fan Jacek lebt mit Eltern und Geschwistern auf einem Bauernhof in der polnischen Provinz. Wegen seines schrägen Outfits gilt er als cooler Typ und schafft es, dass sich die blonde Dorfschönheit Dagmara mit ihm verlobt. Um Geld für die geplante Hochzeit zu verdienen, arbeitet Jacek auf einer Baustelle ausserhalb des Dorfes, wo eine riesige Christusstatue auf einem Hügel gebaut wird. Eines Tages stürzt er vom Gerüst und verletzt sich so schwer, dass die Ärzte eine Gesichtstransplantation vornehmen müssen. Als er mit entstelltem Gesicht («Mug», engl. «Fratze») und schweren Sprechstörungen das Spital wieder verlassen kann, ist seine Familie entsetzt über sein Aussehen und geht auf Distanz; auch Dagmara will nicht mit einem «Monster» zusammen sein. Einzig seine Schwester hält zu ihm. Mit ätzend schwarzen Humor, angetrieben von harten Rockrhythmen, erzählt Malgorzata Szumowska diese bitterböse Parabel über niedrige Instinkte und heuchlerische Frömmigkeit. Die polnische Regisseurin, die mit Filmen wie «Elles» (2011) und «Body» (2015) international Furore machte, hält in «Mug» ihrem Heimatland einen Spiegel vor. Sowohl die Christusstatue als auch die Gesichtstransplantation sind real. 2010 wurde im westpolnischen Świebodzin die mit 36 Metern Höhe höchste Christusstatue der Welt eingeweiht, und 2013 führten Ärzte einer Privatklinik in Gliwice eine erfolgreiche Gesichtstransplantation durch – die erste der Welt. Adam Soboczynski schreibt in Die Zeit über den Gewinner des Silbernen Bären an der Berlinale 2018: «Wie immer bei Szumowska erschöpft sich der Film nicht in Gesellschaftskritik, Opferkult und rechthaberischen Gewissheiten. Dafür sorgt schon ihr Hang zu grotesken, heiteren, auch brutal-burlesken Szenen. (…) Die Bildränder haben eine geringe Tiefenschärfe, was dem Film etwas Märchenhaftes gibt. Die Unschärfe ist Programm, stellt die Wahrnehmung auf die Probe, weil am Ende nicht mehr zu sagen ist, wer in diesem Dorf als Wiederauferstandener gilt: der in den Himmel ragende Beton-Jesus oder der von den Ärzten Zusammengeflickte. Stückwerk sind sie beide, lädierte Heilande. Der Zuschauer gerät in die Rolle des ungläubigen Thomas und ist begeistert.»