Cold War

PL/FR/UK 2018, 88 min, DCP, O/d-f
Regie: Pawel Pawlikowski
Darst.: Joanna Kulig, Tomasz Kot, Borys Szyc, Agata Kulesza, Cédric Kahn, Jeanne Balibar, Adam Woronowicz, Adam Ferency, Drazen Sivak, Slavko Sobin, Aloïse Sauvage u.a.

Polen 1949. Wiktor und Irena reisen in einem klapprigen Kleinbus durch die Provinz des noch immer schwer kriegsversehrten Landes. Beide sind Musiker und Musikethnologen, auch privat ein Paar und auf der Suche nach traditioneller Volksmusik. Begleitet werden sie von Kaczmarek, einem Funktionär der kommunistischen Partei, denn ihre Reise hat einen klaren Parteiauftrag: Sie sollen das propagandistische Potential des alten Liedguts für das neue, seit 1945 installierte Regime ausloten und eine Truppe bilden, die den Aufbau des Sozialismus und die neuen Herren preist. Als die beiden bei dieser Talent- und Liedsuche auf Zula, eine selbstbewusste junge Sängerin, treffen, ist Wiktor hingerissen, Irena dagegen skeptisch. Dies nicht ohne Grund, denn rasch verliebt sich Wiktor in Zula. Was der Anfang einer wundervollen Liebesgeschichte sein könnte, erweist sich als Beginn einer zerstörerischen Leidenschaft, die sich über die nächsten fünfzehn Jahre über die Stationen Berlin, Paris, Split und viele präzise, perfekte filmische Ellipsen hinzieht. Pawel Pawlikowski hat wie schon in seinem Vorgängerfilm, dem 2016 mit dem Auslands-Oscar gekrönten «Ida», auch für «Cold War» wieder Schwarz-Weiss gewählt und ein von mitreissender Musik geprägtes Liebesepos geschaffen, das dieses Jahr in Cannes den Regiepreis erhielt. Tereza Fischer schrieb im Filmbulletin: «Es war Liebe auf den ersten Blick. Schon die ersten Bilder von ‹Cold War› entwickeln einen unwiderstehlichen Sog, und die Liebe für diesen Film wächst während der 88 Minuten der Visionierung nur noch. (…) An den Bildkompositionen des Kameramanns Lukasz Zal kann man sich kaum sattsehen. Sie sind von aussergewöhnlicher Schönheit, auf den ersten Blick minimalistisch gestaltet, warten dabei aber mit subtilen Überraschungen und einem verblüffenden visuellen Reichtum auf. (…) Obwohl Pawlikowski die schwierige Geschichte des kommunistischen Polen im Hintergrund hält, werden die Verbrechen der Partei (…) und die ständige Bedrohung, in der sich alle befinden, deutlich spürbar. Gerade jetzt, da Polen sich wieder auf nationalistischen Stolz besinnt und gegenüber dem Rest Europas abgrenzt, erhält dieser Film besondere Bedeutung. Emigration und die nationale Identität stehen in einem heiklen Verhältnis. Die Geschichte wiederholt sich – in ‹Cold War› spiegelt sich das auch in der visuellen Ästhetik, die an frühere Jahrzehnte der Filmgeschichte erinnert.»