Birds of Passage

CO/DK/MX 2018, 125 min, O/d-f
Regie: Ciro Guerra, Cristina Gallego
Darst.: Natalia Reyes, José Acosta, Carmiña Martínez, Greider Meza, Jhon Narváez, José Vicente Cotes, Juan Martínez u.a.

Ende der 1960er-Jahre treiben sich junge amerikanische «Entwicklungshelfer» im Gebiet der indigenen Wayuu im Norden Kolumbiens herum, lassen es sich gut gehen und verteilen Flyer mit der Aufschrift «Sag nein zum Kommunismus». Allerdings sind die Gringos weniger an der ideologischen Unterweisung der Indigenen interessiert als vielmehr scharf auf das Marihuana, das die Wayuu für ihre Rituale benötigen und selbst anbauen. Nun aber sollen sie gross ins Geschäft mit den Amerikanern einsteigen. Rapayet, der Sohn einer führenden Familie, lässt sich als Erster auf einen Deal mit ihnen ein, weil er Geld braucht, um die Tochter einer noch mächtigeren Familie zu heiraten. Er redet sich ein, dass er gleich nach der Hochzeit wieder aus dem gefährlichen Geschäft aussteigt – eine fatale Illusion. Drastisch zeigt «Birds of Passage», wie ein Kreislauf der Gewalt entfesselt wird und der daraus resultierende Drogenkrieg das Gebiet der Wayuu allmählich in eine Wüste verwandelt. In fünf Kapiteln, die mit «Wildes Gras», «Die Gräber», «La Bonanza» (der Wohlstand), «Der Krieg» und «Limbo» (Schwebe) überschrieben sind, erzählt Ciro Guerra mit seiner Co-Regisseurin Cristina Gallego eine auf wahren Begebenheiten beruhende Geschichte, die am Beginn des Drogenkrieges in Kolumbien steht und als «La Bonanza Marimbera» in dessen jüngere Historie eingegangen ist. Sie hebt sich markant ab von das Verbrechen romantisierenden Filmen wie etwa «Loving Pablo» und «Escobar: El Patrón del Mal» oder der Netflix-Serie «Narcos». Ciro Guerra und Cristina Gallego, die mit ihrem vorherigen Film «El abrazo de la serpiente» vor zwei Jahren als erste Kolumbianer für den Ausland-Oscar nominiert wurden, schaffen hier mit ihrem ersten Ausflug ins Genre-Kino ein bildgewaltiges, aufwühlendes Lehrstück über die zerstörerische Kraft der Gier, das bei seiner Premiere im Mai in Cannes und im August auf der Piazza Grande in Locarno begeistert aufgenommen wurde. Peter Debruge schrieb in Variety: «Filme über den Drogenkrieg haben wir schon viele gesehen, doch dieser hier ist einzigartig (…) sowohl was seine halluzinatorischen visuellen Qualitäten als auch was seine nüchterne Darstellung der Auslöschung einer Ethnie betrifft.»