Nico, 1988

IT/BE 2017, 93 min, DCP, E/d
Regie: Susanna Nicchiarelli
Darst.: Trine Dyrholm, John Gordon Sinclair, Anamaria Marinca, Calvin Demba, Karina Fernandez, Sandor Funtek u.a.

«Bin ich hässlich?», fragt Nico im Backstage-Raum ihren Manager. Ihre ehemals blonden Haare liegen schwarz und strähnig um das Gesicht mit tiefen Augenringen. «Ja», antwortet dieser. «Gut», sagt Nico, «als ich hübsch war, war ich auch nicht glücklich.» Aber richtig glücklich scheint diese Frau, so interpretiert es die italienische Regisseurin Susanna Nicchiarelli in ihrem sensiblen Biopic, wohl nie gewesen zu sein. Dabei hatte die Kölnerin Christa Päffgen einen famosen Karrierestart. In den 1950er-Jahren war sie Deutschlands erstes Supermodel, danach wurde sie zur berühmtesten Muse in Andy Warhols Factory und machte schliesslich unter dem Künstlernamen Nico als Sängerin der Band The Velvet Underground Furore. Ihr Leben, das von Drogen und Depressionen geprägt war und mit einem tragischen Unfall endete, hat Susanne Ofteringer bereits 1995 in ihrem eindrücklichen Dokumentarfilm «Nico Icon» aufgearbeitet. Nicchiarelli interessiert sich in «Nico, 1988» nicht für die Jahre des Ruhms, die in wenigen Rückblenden abgehakt werden und der Vergangenheit angehören. Sie fokussiert vielmehr auf die letzten zwei Jahre im Leben der Musikerin, die nicht mehr Nico sein will und die ewigen Fragen nach The Velvet Underground satt hat. Nicchiarelli, die auch das Drehbuch verantwortet, zeichnet «ein erfrischend ungewöhnliches Psychogramm», eine «zugleich unsentimentale und mitfühlende Hommage», wie Birgit Roschy in epd-Film schreibt. Die Regisseurin vermittle dabei stets das gute Gefühl, genau zu wissen, was sie tue: «Die Kunst der Inszenierung besteht zunächst im Weglassen und Andeuten. Ohne Sex-Drugs-&-Rock’n’Roll-Voyeurismus, ohne Zeigefinger und ohne die in vielen Frauenporträts übliche Viktimisierung wird eine Avantgarde-Musikerin skizziert, die sich mit gut abgehangenem Trotz seit langem entschieden hat, ihr Ding durchzuziehen – und die königlich auf ihrem Recht auf Selbstzerstörung beharrt.» Nico wird von der Dänin Trine Dyrholm («Festen», «Love Is All You Need») kongenial verkörpert, die in den vielen Konzertszenen selbst singt, und das in der für Nico typisch trancehaften Weise mit deren dunkel-heiserer Stimme.