Garde à vue

FR 1981, 87 min, Digital HD, F/d
Regie: Claude Miller
Darst.: Lino Ventura, Michel Serrault, Romy Schneider, Guy Marchand, Didier Agostini, Pierre Maguelon, Jean-Claude Penchenat, Elsa Lunghini, Annie Miller u.a.

In einer kleinen französischen Küstenstadt werden kurz nacheinander zwei achtjährige Mädchen vergewaltigt und ermordet. Der erfahrene Inspektor Gallien bestellt den angesehenen Notar Jérôme Martinaud, der eine der Leichen gefunden hatte, in der Silvesternacht auf das Revier. Aus der geplanten kurzen Befragung dieses Zeugen wird ein langwieriges Verhör mit viel Zigarettenkonsum, während dessen der zusehends verunsicherte Martinaud sich immer mehr in Widersprüche verstrickt. Schliesslich trifft Martinauds Frau Chantal auf dem Revier ein und sorgt mit ihrer Aussage für eine überraschende Wendung. Der Psychothriller «Garde à vue» von Regisseur und Drehbuchautor Claude Miller ist ein Paradebeispiel für ein fesselndes Kammerspiel, das seine Spannung weniger aus der Krimihandlung als vielmehr aus einem aufregenden schauspielerischen Psychoduell bezieht, hier zwischen Lino Ventura und Michel Serrault. Der Film spielt sich in einer einzigen Nacht fast ausschliesslich im Büro des Kommissars ab, lediglich durch einige Rückblenden erweitert. Lino Ventura als unerbittlicher Polizeiinspektor, dessen Emotionen zwischen Zweifeln, Misstrauen und Hochachtung pendeln, und Michel Serrault als in die Enge getriebener Verdächtiger mit dem Sarkasmus eines sensiblen Zynikers verkörpern ihre Charaktere brillant. Romy Schneider hat zwar eine kleinere Rolle, aber die Innensicht, die sie auf die verwundete Seele von Chantal ermöglicht, gehört zu den eindringlichsten Darstellungen in ihrem Spätwerk. «Garde à vue» war in acht Kategorien für den César nominiert und gewann vier davon, unter anderem wurden Michel Serrault sowie das Drehbuch und der Schnitt ausgezeichnet. Das Lexikon des Internationalen Films lobt: «Spannendes Kammerspiel um Identität und Differenz von juristischer und moralischer Schuld, das seinen Rang vor allem aus dem glänzenden darstellerischen Vermögen der Protagonisten gewinnt.»