Ludwig

IT/FR/BRD 1973, 238 min, Digital HD, O/d
Regie: Luchino Visconti
Darst.: Helmut Berger, Romy Schneider, Trevor Howard, Silvana Mangano, Gert Fröbe, Helmut Griem, Izabella Telezynska, Umberto Orsini, John Moulder-Brown u.a.

Luchino Visconti zeichnet in diesem opulenten Historienfilm das Leben des in den Wahnsinn abgleitenden Bayernkönigs nach, von seiner Krönung 1864 im Alter von achtzehn Jahren bis zu seinem Tod mit vierzig Jahren. Eng an die realen Geschehnisse angelehnt, ist der Film ein Gipfeltreffen europäischer Stars: Während Ludwig von Viscontis Lebenspartner Helmut Berger gespielt wird, der des Königs Leben kongenial von der blühenden Jugend bis zum bitteren Ende mit paranoidem Verfall und Tod nachzeichnet, wird die österreichische Kaiserin – 15 Jahre nach den Sissi-Filmen – von Romy Schneider gespielt; Richard Wagner wird vom Briten Trevor Howard und die Wagner-Geliebte Cosima von Bülow von Silvana Mangano verkörpert. Der Film, der seine Weltpremiere 1973 in Bonn erlebte, hat eine lange Geschichte der Verstümmelung hinter sich: Zuerst orderte der Produzent an, Visconti müsse aus dem Vier-Stunden-Werk eine Stunde herauskürzen, später schnitt der deutsche Gloria-Verleih – auf Druck von Franz Josef Strauss, dem die Darstellung der Homosexualität des Bayernkönigs nicht passte – weitere 55 Minuten heraus. Auch dagegen konnte Visconti, der sich gerade von einem Schlaganfall erholte, zunächst nichts machen. Erst posthum brachten der Cutter Ruggero Mastroianni und die Drehbuch-Mitarbeiterin Suso Cecchi d’Amico den Film am Festival von Venedig 1980 in seiner ursprünglichen Form heraus. Und genau diese Länge macht den Film auch aus: Es ist ein überaus ruhiges und kunstvolles Werk, das guttut in Zeiten, in denen Schnitte immer schneller werden und die Kamera nur selten auf einem Bild ruht. Verena Schmöller schrieb auf kino-zeit.de: «Es ist das Rätselhafte an diesem König, das Visconti herausstellt und nicht nur filmisch umsetzt, sondern immer wieder klar formuliert. Dabei geht es Visconti weniger um das klassische Porträt einer historischen Figur, sondern vielmehr um ein subjektives Bild vom Märchenkönig und seiner Welt. Der Film ist ein wahrer Bilderrausch, der die wuchtige Ästhetik des 19. Jahrhunderts gleichsam wiedergibt, aber auch zeigt, dass sie – wie Ludwig – dem unaufhaltsamen Untergang geweiht ist. Hier positioniert sich Kunst als Gegenstück zur Politik, Idealität zur Realität, und so gerne man Ludwigs Leidenschaft für die Kunst unterstützen möchte, so deutlich wird doch, dass sie – sobald sie in Grössenwahn und Verschwendungssucht ausartet – doch nur Wunschtraum sein kann und in der (Lebens-)Wirklichkeit keinen Bestand hat.»