Figlia mia

IT/DE/CH 2018, 100 min, DCP, I/d-f
Regie: Laura Bispuri
Darst.: Valeria Golino, Alba Rohrwacher, Sara Casu, Udo Kier, Michele Carboni u.a.

Vittoria ist neun Jahre alt und lebt mit ihrer Familie in einem kleinen, vom Tourismus unberührten Dorf auf Sardinien. Zu ihrer Mutter Tina hat sie eine innige Beziehung. Diese arbeitet in der lokalen Fischfabrik und unterstützt Angelica, eine junge, unangepasste Frau, die allein auf einem verwahrlosten Hof ausserhalb des Dorfes lebt. Was die beiden Frauen verbindet, ist zunächst unklar. Da Angelica grosse Schulden hat, droht ihr die Zwangsräumung; sie steht vor der schweren Entscheidung, die Tiere zu verkaufen und die Insel zu verlassen. Doch zuvor will sie Vittoria kennenlernen. Diese fühlt sich zu der ungestümen Frau hingezogen, die so ganz anders ist als ihre fürsorgliche Mutter. Laura Bispuri legt nach ihrem bejubelten Debüt «Vergine giurata» ihren zweiten Spielfilm vor, in dem Alba Rohrwacher und Valeria Golina die beiden gegensätzlichen Hauptfiguren spielen. In «Figlia mia» geht die Regisseurin Fragen der weiblichen Identitätsfindung und der Mutterschaft nach. Bispuri setzt die Geschichte der drei Frauenfiguren in die wilde, unberührte und sonnendurchflutete Natur Sardiniens, die die Kamera stimmungsvoll einfängt. Ursula Scheer schreibt in der FAZ: «Tatsächlich hat Laura Bispuri eine bemerkenswerte Parabel gedreht, die mehr ist als ein Zeitgeistbeitrag oder ein Statement für starke weibliche Rollen oder den weiblichen Blick in der Inszenierung. Die Dominanz der Frauen erscheint bei ihr als überzeitliche Selbstverständlichkeit, die nicht gegen Männer erstritten werden muss. Stattdessen ringen Frauen miteinander. Keine von ihnen ist gut oder böse. Keine kann erklärt werden. Aus drei Perspektiven, immer nah an den Figuren, verfolgen wir deren Entwicklung: Tina, die Fürsorgliche, zeigt ihre besitzergreifende, manipulative, erbarmungslose Seite. Angelica, die Einzelgängerin am Abgrund, gibt dem Kind an der Schwelle zur Jugendlichen eine Ahnung vom Frausein. Sie (…) führt das Mädchen dahin, wo das hinreissend gefährliche Leben wartet: an den Rand des Nichts, zu den Toten, in die Gefahr. Als Mutter ist sie lebensbedrohlich wie Mutter Natur und ebenso befreiend in ihrer Verausgabung. Vittoria verwandelt sich vom folgsamen Püppchen in eine zähe kleine Heldin, die über beide Mütter hinauswächst.»

 

Weitere Vorstellungen im September.