Lions Love ( … and Lies)

US/FR 1969, 110 min, DCP, E/d
Regie: Agnès Varda
Darst.: Viva, Gerome Ragni, James Rado, Shirley Clarke, Carlos Clarens, Eddie Constantine, Max Laemmle, Hal Landers, Peter Bogdanovich, Richard Bright u.a

Die Schauspieler Viva, Jim und Jerry bewohnen eine Hollywood-Villa und geniessen das Kommunenleben in vollen Zügen. Nachdem die drei ein avantgardistisches Theaterstück besucht haben, diskutieren sie über Stars, Liebe und Sex. Sie bilden eine Ménage-à-trois, die sich höchstens durch die Nachrichten auf dem Fernsehbildschirm aus der Ruhe bringen lässt – etwa durch den Mord an Robert Kennedy. Doch dann kommt die New Yorker Regisseurin Shirley Clarke, die gerade ihren ersten Hollywoodfilm zu realisieren versucht, in der WG unter und stellt alles auf den Kopf. Agnès Varda konnte für ihren Film drei bekannte Akteure gewinnen: Viva war ein Star der Warhol-Factory, während James Rado (Jerry) und Gerome Ragni (Jim) das Rock-Musical «Hair» schrieben, das von Milos Forman 1979 verfilmt wurde. Sabine Schöbel schreibt im Programmheft des Berliner Zeughauskinos: «Kalenderblatt für Kalenderblatt berichtet Agnès Varda von den Geschehnissen, die vom 1. bis 9. Juni 1968 in der in Hollywood gelegenen ‹Villa Fake› stattfinden. Hier lebt Viva mit ihren beiden Geliebten Jim und Jerry. Sie verbringen ihre Tage plaudernd und scherzend auf den Sofas, am Swimmingpool oder im grossen Bett direkt vor einem Panoramafenster. Besuch aus New York kommt. Die Avantgarde-Filmemacherin Shirley Clarke will mit den dreien einen Film drehen. Das Unternehmen scheitert jedoch an den Kämpfen mit der Filmindustrie und der Depression der Filmemacherin. Die Ereignisse der äusseren Welt, die Attentate auf Martin Luther King, Robert Kennedy und Andy Warhol, dringen per Fernsehen und Telefon in die Villa. Varda kreuzt hier auf vielfältige Weise Pop mit Politik, Fiktion mit realen Ereignissen. ‹Lions Love (… and Lies)› ist nicht nur ein Film über den Mythos Hollywood, die Hippiekultur und den Hype um den New Yorker Underground, sondern folgerichtig auch ein Spielfilm, der die Grenzen seiner Gattung bei jeder Gelegenheit durchbricht. Agnès Varda selbst taucht mehrfach im Bild auf, mal – ganz Regisseurin – ihre widerstrebende Protagonistin belehrend, mal mit einer Pappkamera in der Hand. Ganz am Ende schaut Viva minutenlang schweigend in die Kamera. Und im Kino uns an.»