Jeune femme

FR 2017, 97 min, DCP, F/d
Regie: Léonor Serraille
Darst.: Laetitia Dosch, Souleymane Seye Ndiaye, Grégoire Monsaingeon, Nathalie Richard, Léonie Simaga, Erika Sainte, Lila-Rose Gilberti, Audrey Bonnet u.a.

Soeben wurde Paula von ihrem Freund Joachim vor die Tür gesetzt. Sie kann es nicht fassen und hämmert wutentbrannt gegen die Haustür, zuerst mit den Fäusten, dann mit dem Kopf. Die Folgen sind eine Platzwunde an der Stirn und eine psychologische Befragung im Spital. Zehn Jahre verbrachte Paula mit Joachim in Mexiko; nun ist alles vorbei und sie steht vor dem Nichts. Zusammen mit Joachims weisser Perserkatze, die sie einfach eingepackt hat, und ohne Geld lässt sie sich durch Paris treiben. Neue Bekanntschaften eröffnen ihr neue Möglichkeiten und so findet sie einen Job als Kindermädchen inklusive einem bescheidenen Dachzimmer. Als sie zusätzlich Arbeit als Dessous-Verkäuferin in einem Einkaufszentrum findet, scheint sie ihr Leben wieder in den Griff zu kriegen. «Jeune femme» ist das aussergewöhnliche Spielfilmdebüt der Drehbuchautorin und Regisseurin Léonor Serraille. In Cannes wurde der Film in der Reihe Un certain regard gezeigt und mit der begehrten Caméra d’or, dem Preis für das beste Filmdebüt, ausgezeichnet. Publikum und Kritik waren gleichermassen begeistert, allen voran von der furiosen One-Woman-Show der Franko-Schweizerin Laetitia Dosch, die den Film von der ersten Szene an trägt. Sie verkörpert die energiegeladene Titelheldin mit grosser Authentizität. Die 38-jährige Schauspielerin studierte in Paris und Lausanne und hat sich in ihrer kurzen Karriere bereits als Film- und Theaterschauspielerin einen Namen gemacht. So spielte sie in Frédéric Mermouds «Complices» und in drei Filmen, die auch im Kinok zu sehen waren: «La belle saison» von Catherine Corsini, «Mon roi» von Maïwenn und «Keeper» von Guillaume Senez. Dominic Schmid schreibt im Filmbulletin: «So finden sich unter den zahlreichen Nebenfiguren, denen Paula auf ihrer kleinen Odyssee durchs Pariser Quartier Montparnasse begegnet, nicht wenige, die in der aggressiv vor sich her getragenen Verletzlichkeit der Protagonistin etwas erblicken, das ihre eigenen emotionalen Schutzmauern kurzzeitig durchbricht und Offenheit für Neues schafft. Etwas anderes als die vollständige Kapitulation vor solcher Energie scheint einem auch gar nicht übrig zu bleiben. Insbesondere, wenn sich Paula am Anfang und am Schluss des Films mit jenem eindringlich-traurigen Blick aus zwei verschiedenfarbigen Augen direkt an die Kamera, direkt an uns richtet.»