Et au pire, on se mariera

CA/CH 2017, 91 min, DCP, F/d
Regie: Léa Pool
Darst.: Sophie Nélisse, Isabelle Nélisse, Jean-Simon Leduc, Karine Vanasse, Mehdi Djaadi u.a.

Die 13-jährige Aïcha ist eine Rebellin, begehrt gegen alles auf, das Verhältnis zu ihrer Mutter ist angespannt. Als diese sich auch noch von Hakim trennt, Aïchas heissgeliebtem algerischen Stiefvater, tickt sie völlig aus. Sie hängt fast nur noch mit ihren älteren transsexuellen Freundinnen herum und geht kaum mehr zur Schule. Doch dann lernt sie eines Tages den doppelt so alten Musiker Baz kennen und verliebt sich unsterblich in ihn. Aïcha versucht alles, Baz zu ihrem Liebhaber zu machen, doch dieser möchte nur ihr väterlicher Freund sein. Als Baz sich in eine Frau verliebt, kommt es zur Katastrophe. Basierend auf dem 2011 erschienenen preisgekrönten Roman von Sophie Bienvenue verfasste Léa Pool gemeinsam mit der jungen belgisch-kanadischen Schriftstellerin das Drehbuch für ihren 13. Spielfilm, der mit kühnen Zeitsprüngen und einer virtuos verschachtelten Erzählstruktur aufwartet. Als Regisseurin erweist sich Léa Pool einmal mehr als sensible Beobachterin einer jungen Frau auf der Suche nach Identität und einem Platz in der Welt – eine in ihrem Werk zentrale Thematik. So auch in «Emporte-moi» (1999), einem ihrer erfolgreichsten Filme, ebenfalls ein Drama um einen Teenager. Die Hauptrolle spielte dort die damals 15-jährige Karine Vanasse – um hier nun, fast zwei Jahrzehnte später, als Mutter von Aïcha zu brillieren. Letztere wird verkörpert von Sophie Nélisse, die sich in einer explosiven Performance buchstäblich die Seele aus dem Leib spielt. Mit ihren 17 Jahren hat sie bereits eine beachtliche Karriere vorzuweisen, seit sie 2012 als Elfjährige in Philippe Falardeaus «Monsieur Lazhar» ihr Kinodebüt gab und erst kürzlich wieder in Radu Mihaileanus «The History of Love» an der Seite von Gemma Arterton und Elliott Gould zu bewundern war. Elizabeth Lepage-Boily schreibt auf cinoche.com: «Mittels einer grandiosen Montage und messerscharfer Dialoge schafft es Léa Pool, das Drama eines Mädchens in einen Suspense zu transformieren (…). Man erliegt der Faszination für diesen Teenager, der so rebellisch wie mythomanisch (man weiss nie, wann Aïcha lügt und wann sie die Wahrheit sagt) zwischen unmöglicher Liebe und verstörender Vergangenheit zerrissen ist. Mit dieser Tour de force ist Léa Pool ein hochsensibles Stück Kino geglückt, das die Sinne anregt und drastisch zeigt, dass Liebe blind macht, weh tut – und verrückt ist.»