Barbara

FR 2017, 97 min, DCP, F/d
Regie: Mathieu Amalric
Darst.: Jeanne Balibar, Mathieu Amalric, Vincent Peirani, Aurore Clément, Grégoire Colin, Fanny Imber, Pierre Michon, Stéphane Roger u.a.

Die französische Sängerin Barbara ist 1997 gestorben und vor allem in Frankreich und Belgien eine Legende. Vergangenes Jahr ist Gérard Depardieu, ein langjähriger Freund der Chansonnière, mit ihren Liedern aufgetreten. Der Schauspieler und Regisseur Mathieu Amalric erinnert an die Sängerin mit einem ungewöhnlichen Spielfilm, der die Pfade eines konventionellen Biopics verlässt. Wie in seiner Regiearbeit «Tournée» und der grossartigen Simenon-Verfilmung «La chambre bleue» entpuppt sich seine Inszenierung als ein prächtiger Spiegelpalast, der sich souverän zwischen Fiktion und Realität bewegt. Amalric spielt den hingebungsvollen Regisseur Yves, der einen biografischen Spielfilm über Barbara dreht. Dafür hat er die Schauspielerin und Sängerin Brigitte engagiert, die von Jeanne Balibar verkörpert wird, die der Sängerin auch frappant gleicht. Wir sehen einen Film im Film, in dem zunehmend unklar wird, ob Jeanne Balibar gerade Brigitte oder Barbara darstellt. Einmal fragt Brigitte: «Drehen Sie einen Film über Barbara oder über sich, Yves?», und er antwortet: «Das ist dasselbe». Solche Referenzen auf das Filmemachen sind nicht bloss Spielerei, sondern fragen danach, wie weit sich ein Leben nachstellen lässt. Ist Authentizität beispielsweise eine Frage der richtigen Farbe des Autos, das Barbara gefahren hatte? Dass es diese Art von Wahrheit für seine liebevolle Hommage an eine aussergewöhnliche Künstlerin nicht braucht, beantwortet Mathieu Amalric auf eine so sinnliche wie unkonventionelle Weise: Sein Film ist eine faszinierende Annäherung an eine charismatische Diva, an ihre Musik und ihren kreativen Prozess, aber auch an Barbaras Leidenschaft und Zweifel. Es sind viele ihrer wunderbaren Chansons zu hören, die teilweise von Balibar, die mit Amalric verheiratet war, interpretiert werden. Am Filmfestival Cannes erhielt «Barbara» viel Lob und wurde mit dem Preis «Poesie des Kinos» und später dem «Jean-Vigo-Preis» ausgezeichnet.