Les gardiennes

FR 2017, 138 min, DCP, F/d
Regie: Xavier Beauvois
Darst.: Nathalie Baye, Laura Smet, Iris Bry, Olivier Rabourdin, Cyril Descours, Nicolas Giraud, Gilbert Bonneau, Mathilde Viseux-Ely u.a.

Man schreibt das Jahr 1915. Auf dem Hof der Familie von Hortense (Nathalie Baye) müssen die Frauen die Felder allein beackern, denn die Männer – die beiden Söhne Constant und Georges sowie Henri, der Mann ihrer Tochter Solange (Laura Smet), – sind im Krieg. Um die Frauen zu unterstützen, schickt ihnen die Fürsorge die Waise Francine, die sich als tatkräftig und fleissig erweist. Als Georges für einen kurzen Heimaturlaub zurückkehrt, verspürt er rasch eine Zuneigung zur jungen Frau. Der französische Regisseur Xavier Beauvois, der mit «Des hommes et des dieux» (2010) bei uns bekannt wurde, schildert über den Zeitraum von fünf Jahren das harte, fordernde Leben der Bäuerinnen im Zyklus der Jahreszeiten und der sich wiederholenden saisonalen Aufgaben. Beauvois inszeniert im ruhigen Rhythmus ihrer Tätigkeiten, dem Melken der Kühe, dem Pflügen der Äcker, der Ernte des Weizens, festgehalten in berückenden Bildern von Kamerafrau Caroline Champetier, welche die Landschaften ins fahle, kalte oder goldgelbe Licht der Jahreszeiten taucht. Die Dramen der Kriegszeit, die immer wieder mit Meldungen von gefallenen und gefangenen Männern über die Gemeinschaft hereinbrechen, werden ebenso zurückhaltend geschildert wie die unerwartete Emanzipationsgeschichte von Francine, die sich mehr und mehr ins Zentrum der Handlung schiebt. Das Schicksal dieser jungen Frau, die bei Hortense grundlos in Ungnade fällt, hätte anders verlaufen können. Ihre Darstellerin, die rothaarige Iris Bry, ist in «Les gardiennes» die grosse Entdeckung. Die Buchhändlerin hat hier ihre erste Filmrolle inne und begeistert mit ihrem anmutigen, nuancierten Spiel. «Eine Art Nostalgie nach verlorenen Ursprüngen und verratenen Versprechungen zieht sich durch den ganzen Film, der grossartigen Beispielen aus der Vergangenheit folgt», schreibt Jacques Mandelbaum in Le Monde und verweist auf Regisseure wie Jean Renoir, Maurice Pialat und François Truffaut. Ein ehrenvolles, durchaus gerechtfertigtes Lob für Xavier Beauvois.