Wajib

PS/FR/CO/DE/AE/QA/NO 2017, 96 min, DCP, O/d-f
Regie: Annemarie Jacir
Darst.: Mohammad Bakri, Saleh Bakri, Tarik Kopty, Monera Shehadeh, Lama Tatour, Samia Shanan, Jalil Abu Hanna, Ossama Bawardi, Ruba Blal u.a.

Abu Shadi aus Nazareth, Lehrer und geschiedener Familienvater um die sechzig, ist mit Vorbereitungen für die Hochzeit seiner Tochter Amal beschäftigt. Unterstützt wird er von seinem Sohn Shadi, der seit langem als Architekt in Rom lebt und anlässlich der Heirat seiner Schwester für ein paar Wochen in die alte Heimat zurückgekehrt ist. Nach palästinensischer Tradition muss ein Brautvater die Hochzeitsgäste persönlich einladen – und so sind Vater und Sohn während einiger Tage mit einem alten Volvo in Nazareth und Umgebung unterwegs. Die einzelnen Stationen in diesem verspielten Roadmovie bieten Gelegenheit, vertiefte Einblicke in die heutige palästinensische Gesellschaft zu gewinnen, wobei sich Vater und Sohn während der Autofahrten rasch in die Haare geraten. Bei diesen persönlichen, bald tragischen, bald urkomischen Auseinandersetzungen spielen sowohl die unterschiedlichen Lebenssituationen der beiden wie auch die explosive politische Situation im Pulverfass Nahost eine wichtige Rolle. An seiner Weltpremiere im Wettbewerb des letztjährigen Filmfestivals Locarno gehörte «Wajib» (Pflicht) zu den Publikumsfavoriten, auch wenn am Ende nur die Jugendjury den dritten langen Spielfilm der palästinensischen Regisseurin Annemarie Jacir mit einem Preis auszeichnete. Der 1953 geborene Mohammad Bakri, international wohl der bekannteste palästinensische Schauspieler und selbst auch Filmregisseur, und sein Sohn Saleh (*1977), auch dieser ein bedeutender Schauspieler und in Annemarie Jacirs früheren Filmen «Salt of This Sea» (2008) und «When I Saw You» (2012) mit von der Partie, verkörpern das liebenswerte Vater-Sohn-Gespann gleichermassen leichtfüssig und intensiv. Man vergisst dabei, dass der Film zu – gefühlten – 80 Prozent aus ihren Disputen und Streitereien besteht. Frédéric Strauss meinte auf telerama.fr: «Warmherzig, verführerisch und erstaunlich zugleich, wagt es Annemarie Jacir, eine Realität zu entdramatisieren, wo andere palästinensische Filmemacher Schwere auf die Leinwand bringen. (…) Sie schafft es, die aus dem palästinensischen Drama resultierenden Spannungen subtil aufzuzeigen und dem Film so eine menschliche, soziale und politische Tiefe zu verleihen. All dies, ohne auch nur einen Moment lang ihre so bescheidene wie kostbare Mission aus den Augen zu verlieren: die Einladung zu einer Hochzeitsfeier.»