Turist

SE/FR/NOR/DK 2014, 120 min, DCP, O/d-f
Regie: Ruben Östlund
Darst.: Johannes Kuhnke, Lisa Loven Kongsli, Clara Wettergren, Vincent Wettergren, Kristofer Hivju, Fanni Metelius, Brady Corbet u.a.

Eine vierköpfige Familie aus Schweden verbringt die Skiferien in einem Retortendorf in den französischen Alpen. Als eines Tages aus heiterem Himmel eine grosse Lawine auf die Terrasse eines Bergrestaurants zurast, werden die Gäste des Restaurants – darunter auch die schwedische Familie – von Panik ergriffen. Während in dem allgemeinen Chaos Mutter Ebba sich schützend vor ihre beiden Kinder wirft, ergreift Vater Tomas kopflos die Flucht. Zwar geht alles glimpflich aus und die Lawine rauscht vorbei, aber das Familiengefüge ist im Kern erschüttert, besonders der Status von Tomas wird zunehmend unklar. Nach und nach setzen sich auch Freunde der Familie mit der Frage auseinander: Was hätte ich getan? Die Ehe von Tomas und Ebba ist von nun an in der Schwebe, und Tomas muss darum kämpfen, als Vater und Ehemann wieder ernst genommen zu werden. Der schwedische Regisseur Ruben Östlund, selbst ein begeisterter Skifahrer, seziert meisterhaft die Rollenbilder der modernen Familie. Dabei gelingt es dem Regisseur immer wieder, die Dramatik mit trockenem nordischen Humor aufzubrechen. Eine Qualität, die auch seine in Cannes preisgekrönte, grandiose Gesellschaftssatire «The Square» auszeichnet, die Ende 2017 erfolgreich im Kinok lief. Ruben Östlund ist ein scharfsinniger und bitterböser Meister im Unterlaufen von Erwartungen und im Entlarven einfacher moralischer Zuschreibungen. Joachim Kurz schrieb auf kino-zeit.de über «Turist»: «Formal von äusserster Strenge, eingeteilt in Kapitel, die den Urlaubstagen zugeordnet sind, und mit einer exzellenten Kameraarbeit, die den Kontrast zwischen moderner Hotelarchitektur und der erhabenen Bergwelt betont, erinnert der Film stellenweise (…) an die Arbeiten Ulrich Seidls und an dessen zwischenmenschliche Versuchsanordnungen.»

 

Der Bonner Philosoph Martin Booms führt in den Film ein und diskutiert anschliessend mit dem Publikum über das Ende der Männlichkeit.