B: Airport

CH/HR 2017, 11 min, DCP, Animationsfilm
Regie: Michaela Müller
Sound: Fa Ventilato, Hrvoje Štrefotić

Knappe 11 Minuten dauert «Airport» von Michaela Müller, sechs Jahre hat sie daran gearbeitet. Darin verpackt sind einige der wesentlichsten Themen, mit denen wir uns als Zeitgenossinnen und Zeitgenossen zu beschäftigen haben. Unverzüglich tauchen wir ein in den Fluss eines Flughafens, der in Zürich oder anderswo sein könnte. Wir gehen, rennen, rollen und stolpern mit, werden Teil des Handlaufs, der sich in ein Schriftband, einen Flieger, Himmel, Innenraum, Gefängniszelle wandelt. Wider Willen geraten wir erst in die Situation des Überwachenden, dann der Eingesperrten und der Flüchtenden. Die gepriesene grenzenlose Freiheit kippt in Bedrängung, Enge, Ende, die klare Signaletik führt in die Irre, zum Kontrollverlust. Die atmosphärische Anspannung steht im Kontrast zur scheinbaren Leichtigkeit der Bildentstehung, dem verspielten Ineinandergreifen von Dingen und Handlungen. Michaela Müller (*1972) malt mit Gouache unter Zugabe von Glycerin auf eine einzige Glasplatte, hält die einzelnen Bilder mit der Kamera im Stop-Motion-Verfahren fest, übermalt, wischt weg. Ein ständiges Fliessen gibt den Rhythmus vor. Die Technik steht nicht nur für sich, fasziniert und beeindruckt. Sie unterstützt die inhaltliche Dringlichkeit, beleuchtet die Ambivalenz von Selbstbestimmung und Gefangenschaft, Sehnsucht und Beklemmung. Ähnlich hat die Künstlerin und Filmemacherin schon ihren Erstling «Miramare» aufgebaut. Nun aber wird der Moment des Übergangs verstärkt ins Zentrum gerückt. Es ist ein politischer Blick auf die Lage der Welt und die Menschen, ein Bangen auch um die Menschlichkeit auf der Welt. Die St.Galler Filmförderung unterstützte den Film, der 2017 in Locarno seine Schweizer Premiere feierte, mit insgesamt 40’000 Franken, was einem guten Zehntel der Gesamtkosten entspricht. Ursula Badrutt, Leiterin Kulturförderung

 

Premiere in Anwesenheit der Regisseurin Michaela Müller.