Le journal d’une femme de chambre

IT/FR 1964, 97 min, 35 mm, F/d
Regie: Luis Buñuel
Darst.: Jeanne Moreau, Georges Géret, Daniel Ivernel, Françoise Lugagne, Muni, Jean Ozenne, Michel Piccoli, Jean-Claude Carrière, Joëlle Bernard u.a.

Das attraktive Dienstmädchen Célestine aus Paris tritt in den späten Zwanzigerjahren ihren Dienst bei einer bourgeoisen Familie in der französischen Provinz an. Bald schon stellt sie fest, dass ihr grossstädtischer Lebenswandel samt modischen Accessoires wie Seidenstrümpfen hier fehl am Platz ist. Ausserdem entpuppt sich die Familie als eine Ansammlung von obskuren Persönlichkeiten. Die Ehe zwischen Madame Monteil und ihrem schiesswütigen und Schürzen jagenden Mann ist zerrüttet, der zudringliche Kutscher Joseph ein Faschist und der Schwiegervater des Hauses ein Lüstling und Schuhfetischist. Eines Tages wird das zwölfjährige Bauernmädchen Claire ermordet aufgefunden. Zwar gibt es keine Spur des Mörders, doch Célestine verdächtigt Joseph. Buñuels «Le journal d’une femme de chambre» ist eine bitterböse Satire auf die Verlogenheit und die Abgründe des Bürgertums der Dritten Republik. Der Film basiert auf Octave Mirbeaus gleichnamigem Roman aus dem Jahre 1900, der bereits 1946 von Jean Renoir verfilmt wurde, allerdings mit einigen Abwandlungen: Ein Happy End mildert dort die Gesellschaftskritik der Vorlage. Auch Buñuel schrieb die Geschichte um: Er übertrug die Handlung aus dem 19. Jahrhundert in das Jahr 1928 – eine Zeit, in der er den sozialen und politischen Aufruhr in Frankreich miterlebte. Luis Buñuel schreibt in seinen Erinnerungen «Mein letzter Seufzer» über seine Hauptdarstellerin: «Wir müssen Louis Malle dafür danken, dass er uns in ‹Ascenseur pour l’échafaud› Jeannes Moreaus Gang vor Augen geführt hat. Ich bin immer für den Gang von Frauen empfänglich gewesen, für den Gang und den Blick. In ‹Le journal d’une femme de chambre› habe ich mir in der Stiefelettenszene ein besonderes Vergnügen daraus gemacht, Jeanne Moreau beim Gehen zu filmen. Wenn sie geht, zittert ihr Fuss leicht auf dem Absatz des Schuhs. Ein Mangel an Stabilität, der beunruhigt. Sie ist eine wunderbare Schauspielerin; ich brauchte ihr nur zu folgen, fast ohne sie zu korrigieren. Über die Figur der Kammerzofe habe ich von ihr Dinge erfahren, die ich nicht geahnt habe.»